TTB: Covid-19-Todesfälle in der Türkei werden verschleiert

An Covid-19 Verstorbene werden immer wieder als „natürliche Todesfälle“ registriert und so aus der Statistik genommen, erklärt der Vorsitzende der Türkischen Ärztevereinigung TTB.

Die Zahl der Corona-Toten und Infizierten steigt in der Türkei und Nordkurdistan rapide. Ursache für den unerwartet schnellen Anstieg könnte neben den mangelhaften Gegenmaßnahmen die Politik der Regierung sein, die Corona-Gefahr systematisch herunterzuspielen. Nach offiziellen Angaben liegt die aktuelle Zahl in der Türkei derzeit bei etwa 47.000 Infektionsfällen und 1.006 Toten. Der Vorsitzende der Türkischen Ärztevereinigung TTB, Sinan Adiyaman, kritisierte gegenüber dpa: „Wir sind nun in der vierten Woche angelangt und sehen, dass wir hier sehr unvorbereitet waren.“ Adiyaman zweifelt die offiziellen Statistiken des türkischen Gesundheitsministeriums an und kritisiert, bisher sei der Tod von „Patienten, die negativ getestet wurden, deren Computertomographie aber positiv war ‒ also kompatibel mit der Krankheit Covid-19 – als natürlicher Tod, Tod infolge einer Infektionskrankheit oder einer viralen Pneumonie vermerkt“ worden. Dies widerspreche den Vorgaben der WHO. „Natürlich sind die Zahlen höher als angegeben wird“, merkt Adiyaman an. Die TTB hatte bereits zuvor eine Erklärung abgegeben, in der sie es als „auffallend“ bezeichnete, dass die Zahl der Covid-19-Fälle ansteige, die Grafik der Todesfälle aber nicht entsprechend verlaufe.

Gesundheitsministerium hält an Verharmlosungspolitik fest

Währenddessen platzen die Intensivstationen aus den Nähten. Adiyaman hebt hervor, dass es in Istanbul 4.600 Intensivbetten gebe und diese in nur zwei bis drei Tagen zu 80 Prozent belegt gewesen seien. Während OP-Säle zu Intensivstationen umfunktioniert werden, wiederholt Gesundheitsminister Fahrettin Koca gebetsmühlenartig, es gebe keine Probleme, auch die Auslastung der Intensivstationen in Istanbul liege bei 59,5 Prozent.