Im Kulturbahnhof in Kassel diskutierten am Samstag mehr als 150 Teilnehmer:innen auf der Aktionskonferenz von „Rheinmetall Entwaffnen“ über die Zusammenhänge von Klimakrise, Krieg und Aufrüstung. Mit inhaltlichen Diskussionen und Workshops sowie praxisorientierten Arbeitsgruppen bot die Zusammenkunft einen Ort, an dem sich verschiedene politische Spektren über aktuelle Fragen austauschten und erste Pläne für nachhaltige Proteste gegen die örtliche Rüstungsindustrie austüftelten. Schwerpunktmäßig wurden die Themen Feminismus und Internationalismus behandelt.
Auf dem Eröffnungspodium sprachen Kerstin Pfeiffer von der FrauenLesbenGruppe Frankfurt und Women Defend Rojava sowie Tamara Rewald aus der Klimagerechtigkeitsbewegung und Barbara Happe vom Verein Urgewald mit Lukas Barlian von Rheinmetall Entwaffnen.
Im Workshop zu Kurdistan wurde das aktuelle Kriegsgeschehen in der Region besprochen. In einer anschließenden Diskussion ging es mit den Perspektiven der Internationalistischen Kommune darum, wie von Rojava gelernt werden kann. Foto: Rheinmetall Entwaffnen
„Frauen und andere unterdrückte Geschlechter spüren die Gewalt des Krieges viel stärker als cis-Männer”, sagte Pfeiffer. „Der Kampf gegen Krieg muss immer ein feministischer sein“, erklärte Barlian. Aus Perspektive der Klimagerechtigkeitsbewegung ergänzte Tamara Rewald: „Ein Leopard-2-Panzer verbraucht so viel Dieselkraftstoff wie 1000 Autos, aber es geht hier nicht nur um CO2-Ausstoß, sondern um eine gesellschaftliche Perspektive: wir setzen uns nicht für grüne Panzer ein, sondern für gar keine Panzer.”
Kassel ist seit über 100 Jahren eine zentral gelegene Rüstungsstadt in Deutschland. Hier wurden Waffen für die deutsche Kriegsführung produziert und während des Faschismus auch Zwangsarbeiter:innen beschäftigt. Heute produzieren Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) vor Ort Panzer für weltweite Militäreinsätze. So sind auch die Leopard-2-Panzer, mit denen das türkische Regime Kurdistan angreift, in Kassel gebaut worden.
Bei den Aktionstagen in Kassel soll es auch ein Camp geben
Aus diesem Grund gab es in den letzten Jahren bereits ungehorsame Massenaktionen von Rheinmetall Entwaffnen, um die Waffenproduktion in Kassel zu unterbrechen. An diese Proteste möchte das antimilitaristische Bündnis anknüpfen und plant vom 30. August bis 4. September Aktionstage in der nordhessischen Documentastadt. Erwartet werden mehr als 500 Teilnehmende, die sich den Protesten gegen Aufrüstung und Waffenproduktion anschließen werden.
„Das große Interesse an unserer Aktionskonferenz zeigt, dass es eine gesellschaftliche Bewegung braucht, die sich gegen Aufrüstung und Kriegstaumel stellt. Wir freuen uns über diesen starken Auftakt und neue Allianzen für gemeinsame Aktionen im Sommer“, sagte Torben Hansen, Sprecher von Rheinmetall Entwaffnen. Das Bündnis ruft zudem gemeinsam mit Ende Gelände, Abolish Frontex und Fridays for Future am morgigen Sonntag zu einem gemeinsamen Aktionstag gegen Klimakrise, Krieg und Aufrüstung. auf. Aktionen sind unter anderem in Berlin, Bremen, Göttingen, Hamburg (bereits am Samstag) und Leipzig angekündigt.