Stadtguerilla bekennt sich zu Anschlag auf Militärkaserne

Eine Stadtguerillagruppe hat sich zu einem Anschlag auf eine türkische Militärkaserne in Istanbul bekannt. Es handele sich um eine Vergeltungsaktion für kurdische Zivilisten, die vor vier Jahren in Cizîr von Sicherheitskräften getötet wurden.

Eine Stadtguerillagruppe des kurdisch-türkischen Bündnisses „Vereinigte Revolutionsbewegung der Völker“ (Halkların Birleşik Devrim Hareketi, HBDH) hat sich zu einem Anschlag auf eine Militärkaserne in Istanbul bekannt. Die Vergeltungsaktion gegen die Kaserne „Albay İbrahim Kendirli“ ist laut Bekennerschreiben am Freitagabend von der „Racheeinheit Şehîd Çiyager“ ausgeführt worden. Nach mehreren aufeinanderfolgenden Explosionen brach zudem ein Brand in der Kaserne aus. „Während sich unsere Kräfte nach der Aktion verlustlos in ihre Basis zurückziehen konnten, detonierten unter dem Schriftzug ‚Eine starke Armee, eine starke Türkei‘ (türk. Güçlü Ordu, Güçlü Türkiye) mehrere Bomben. Daraufhin wurden Dutzende Polizeieinheiten zum Gelände bestellt. Ebenso wurden aus dem gesamten Stadtgebiet Rettungsfahrzeuge und Löschfahrzeuge der Feuerwehr hinzugezogen“, heißt es in der Erklärung. Angaben zu Verletzten oder Toten machte die Stadtguerillagruppe zunächst nicht. Das Nationale Verteidigungsministerium der Türkei spricht unterdessen von einem „kleinen Brand“. Kritische Medien bestätigten hingegen, dass es mehrere Explosionen in der Kaserne gegeben hat.

Zum Hintergrund des Anschlags heißt es: „Wir widmen diese Aktion den Menschen, die in den Todeskellern von Cizîr Opfer von Massakern des türkischen Staates geworden sind.“ Zwischen den Jahren 2015 und 2016 herrschte in der nordkurdischen Stadt Cizîr (Cizre) in der Provinz Şirnex eine 79-tägige Ausgangssperre. Während dieser Zeit wurden Hunderte Einwohner*innen der Stadt von Polizei und Militär getötet. Der 7. Februar 2016 markiert eine der grausamsten Episoden dieser Angriffe. Türkische Sicherheitskräfte leiteten Benzin in den Keller eines Wohnhauses, in dem Dutzende Personen eingesperrt waren, und verbrannten sie bei lebendigem Leib.

Die Gruppe kündigt in ihrer Erklärung zudem weitere Vergeltungsschläge an: „Die Feinde der Völker und die Faschisten sollten wissen, dass sie noch nicht einmal in ihren Kasernen, die mit etlichen Waffen und Panzern geschützten Festungen gleichen, sicher vor unserer Rache sind. Unsere Vergeltung für die toten Frauen und Männer von Cizîr, für die Kinder, deren Leichen in Gefriertruhen aufbewahrt werden mussten, für die Widerständigen, deren Leichname geschändet wurden, und für die zerstörten Städte, die mit Bomben dem Erdboden gleichgemacht wurden, ist noch nicht vorbei.“