Solidarität mit Grup Yorum: Britischer Journalist im Hungerstreik

Der britische Journalist Steve Sweeney tritt heute symbolisch in einen eintägigen Hungerstreik – in Solidarität mit Ibrahim Gökçek von der Musikgruppe Grup Yorum und den Rechtsanwälten Ebru Timtik und Aytaç Ünsal, die in der Türkei inhaftiert sind.

Der Journalist und Redakteur der britischen Tageszeitung Morning Star, Steve Sweeney, ist in einen symbolischen Hungerstreik getreten, um seine Solidarität mit Ibrahim Gökçek von der Musikgruppe Grup Yorum und den inhaftierten Rechtsanwält*innen der Kanzlei „Rechtsbüro des Volkes“ (Halkın Hukuk Bürosu, HHB), Ebru Timtik und Aytaç Ünsal, zu demonstrieren. Mit der Aktion wolle Sweeney seiner Forderung nach Freiheit für alle politischen Gefangenen zum Ausdruck bringen sowie Helin Bölek und Mustafa Koçak seinen Respekt zollen.

„Sie starben für die Freiheit, zu singen, und für das Recht auf ein faires Verfahren. Ihr Blut klebt an Erdoğans Händen“, sagte Sweeney in einem beim Kurznachrichtendienst Twitter geteilten Video. Darin macht der Journalist auch auf die 50.000 politischen Gefangenen aufmerksam, die der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert sind. Er wolle sich solidarisch mit inhaftierten HDP-Abgeordneten und Bürgermeister*innen zeigen, den Journalist*innen, die gefangen sind, weil sie die Wahrheit schrieben, Akademiker*innen und Aktivist*innen, die wegen ihrer Forderung nach Frieden und oppositionellen Beiträge in den sozialen Medien inhaftiert wurden. „Ibrahim Gökçek muss leben. Alle politischen Gefangenen müssen freikommen“, fordert Sweeney.

Der politische Gefangene Mustafa Koçak starb am Freitag in einem Gefängnis in Izmir. 296 Tage lang verweigerte der 28-Jährige die Nahrungsaufnahme, weil er ein gerechtes Verfahren forderte. Helin Bölek war 288 Tage im Hungerstreik, weil sie das Ende der Repression gegen ihre Gruppe forderte. Sie starb am 3. April in Istanbul. Ihr Bandkollege Ibrahim Gökçek setzt den Protest fort – mittlerweile seit 312 Tagen. Er will mit dieser Aktion eine Reihe von Forderungen erkämpfen, darunter die Freilassung der inhaftierten Bandmitglieder und die Einstellung der Verfahren, die Beendigung der Polizeirepression gegen den Istanbuler Kulturverein İdil, die Streichung der Namen von Grup-Yorum-Mitgliedern von den „Terrorlisten“ und die Aufhebung der Konzertverbote. Der Aktion schlossen sich auch die inhaftierten Mitglieder der Gruppe an: In den letzten zwei Jahren wurden elf Bandmitglieder verhaftet und sieben von ihnen befinden sich weiterhin in Haft. Sechs Bandmitglieder wurden durch das türkische Innenministerium auf eine „Terrorliste“ gesetzt und es wird nach ihnen gefahndet.

Die Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal wurden im März vergangenen Jahres zusammen mit 15 weiteren Kolleg*innen wegen des Vorwurfs der Unterstützung, Mitgliedschaft und Gründung von „terroristischen Organisationen“, unter anderem der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C), zu insgesamt 159 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Die Anschuldigungen gegen sie beruhen auf den widersprüchlichen Aussagen des Kollaborateurs Berk Ercan, die bisher zur Verhaftung von knapp 200 Menschen führten, darunter auch Mustafa Koçak und Mitglieder der Musikgruppe Grup Yorum.

Mit dem Hungerstreik fordern die Jurist*innen von der Türkei, die Rechtsstaatlichkeit zu wahren und die Verfolgung von Anwältinnen und Anwälten einzustellen. Alle Kolleginnen und Kollegen, die zu Unrecht wegen der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit inhaftiert wurden, müssten unverzüglich freigelassen werden.