Solidarität mit Efrîn in Berlin und Hamburg

In Berlin und Hamburg haben gestern Solidaritätsaktionen für den nordsyrischen Kanton Efrîn stattgefunden. In Berlin wurde eine Menschenkette vor dem Bundestag gebildet, in Hamburg kam es zu Zusammenstößen mit FSA-Anhängern.

Efrîn wird seit über drei Wochen vom türkischen Militär und dschihadistischen Söldnern angegriffen.

Berlin

In Berlin versammelten sich Hunderte Menschen vor dem Bundestag und bildeten eine Kette, um ihren Protest gegen den Angriffskrieg des Erdoğan-Regimes gegen Efrîn zum Ausdruck zu bringen.

Der Teilnehmer Adar Ö. erklärte gegenüber ANF: „Ich bin hier, um gegen den Terror des türkischen Staates in Efrîn zu protestieren. Aber nicht nur dagegen, die Haltung der Bundesregierung und der internationalen Öffentlichkeit ist einfach nur scheinheilig. Zwar werden die Angriffe halbherzig verurteilt, aber dass das Erdoğan-Regime schon über 150 Zivilisten umgebracht hat, Dörfer und Stadtviertel zerstört, scheint niemanden zu interessieren. Es muss endlich Schluss sein mit dieser schmutzigen Zusammenarbeit mit dem faschistischen AKP-Regime.“

Hamburg

In Hamburg versammelten sich Tausende Aktivist*innen der deutschen, kurdischen und türkischen Linken, um gegen den Angriffskrieg auf Efrîn zu demonstrieren. Schon von Beginn an versuchte die Polizei, das Zeigen von Fahnen der Bewegung zu unterbinden. Teilweise wurden Demonstrant*innen gezielt angesprochen und Transparente sowie Fahnen kontrolliert.

Die bunte Menge zog dann durch das Schanzenviertel zur Untersuchungshaftanstalt Holstenglacis, wo die §129b-Gefangenen gegrüßt wurden und einige Worte auf Zazaki über die Mauern gingen. Dort sitzt unter anderen Zeki Eroğlu und wartet auf die Entscheidung in seinem Revisionsverfahren. Eroğlu ist im vergangenen Jahr zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, weil ihm Leitungstätigkeiten für die PKK vorgeworfen werden.

Anschließend setzte sich die Demonstration weiter in Bewegung, teilweise in engem Spalier begleitet von Einsatzkräften.

Dass die angebliche Sorge um die Sicherheit der Demonstrationsteilnehmer nur vorgeschoben war, zeigte sich, als die Polizei die große Efrîn-Demonstration am Jungfernstieg auf ein versprengtes Grüppchen FSA-Anhänger stoßen ließ, die dort bereits seit Stunden offen Fahnen schwenkend demonstrierte.

Es kam zu heftigen Anfeindungen, den Versuchen von beiden Seiten durch die Polizeiketten zu brechen und vereinzeltem Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei. Eine Frau wurde durch den Polizeieinsatz am Bein verletzt.

Auf diese Provokation angesprochen, entgegneten die verantwortlichen Beamten nur, dass sie lediglich die Versammlungsfreiheit „nach Paragraph 8 garantierten". Dass es zumindest auf Seiten der kurdischen Menschen aus Efrîn in den letzten Wochen und Monaten zu Toten durch genau diese Gruppierungen gekommen ist und so eine sehr angespannte Atmosphäre entstehen könnte, schien sich den Beamten nicht zu erschließen.

Die Veranstalter entschieden besonnen, die Demonstration nicht wie geplant am Jungfernstieg aufzulösen, sondern noch bis zum Hauptbahnhof sicher weiterzuführen.

Im Ganzen war es ein kraftvoller, lauter Zug, der mit vielen Sprechchören, Redebeiträgen und Musik von der Sternschanze durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof führte. Die Resonanz der umstehenden Bevölkerung war häufig positiv und zustimmend, die verteilten Flugblätter wurden gerne angenommen. Ein hoffnungsvolles Zeichen aus Hamburg für den Widerstand in Efrîn.