Kurdischer Aktivist von Frankreich ausgeliefert
Serhat Gültekin ist nach seiner Abschiebung aus Frankreich in der Türkei verhaftet worden. Der kurdische Aktivist war 2017 aus seiner Heimat Amed (tr. Diyarbakır) geflüchtet und ins französische Exil gegangen, um politisches Asyl zu beantragen. Nach der Verschärfung des Zuwanderungsgesetzes in Frankreich wurde im vergangenen Dezember seine Ausweisung angeordnet. Er wurde vor drei Tagen festgenommen und am Freitag vor Ablauf der Frist im Widerspruchsverfahren ohne richterlichen Beschluss gefesselt und geknebelt nach Istanbul ausgeflogen.
Seine Rechtsanwält:innen in der Türkei, Şule Recepoğlu, Ümit Binici und Sidar Perçin, teilten am Freitagabend am Istanbuler Flughafen mit, dass ihr Mandant unter schweren gesundheitlichen Einschränkungen leidet und seine Auslieferung an die Türkei rechtswidrig ist. Serhat Gültekin wurde zur Vollstreckung einer rechtskräftigen Verurteilung zu sechs Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe noch in der Nacht in das Metris-Gefängnis gebracht. Seine Verteidiger:innen wollen wegen seiner Gesundheitsbeschwerden die Aussetzung des Strafvollzugs beantragen. Gültekin leidet unter dem Marfan-Syndrom, einer seltenen, angeborenen und oftmals lebensbedrohlich verlaufenden Bindegewebsschwäche, die zu Schäden an Skelett- und Herz-Kreislauf-System sowie an den inneren Organen führen kann und eine ständige medizinische Versorgung erfordert.
Frankreich hat innerhalb von zwei Wochen drei kurdische Aktivisten in die Türkei abgeschoben, obwohl bekannt war, dass ihr Leben und ihre Sicherheit in der Türkei gefährdet sind. Der Demokratische Kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) spricht von einer neuen Strategie gegen die kurdische Bewegung und hat für heute zu einer Demonstration in Paris aufgerufen.