Sea-Watch 3 rettet fast hundert Geflüchtete vor libyscher Küste

Die Sea-Watch 3 rettet bereits kurz nach ihrem neuen Auslaufen fast einhundert Schutzsuchende vor der Küste Libyens.

Fast drei Monate war die Sea-Watch 3 aufgrund der Corona-Pandemie im Hafen gelegen. Nun konnte das Rettungsschiff bereits wenige Tagen nach seinem Auslaufen annähernd hundert Schutzsuchende etwa 30 Seemeilen vor der libyschen Küste retten. Das teilte die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch im Kurznachrichtendienst Twitter mit. „Nach Monaten, in denen Flüchtende hier nur mit der kalten Ignoranz des europäischen Grenzregimes konfrontiert waren, sind wir froh, heute knapp 100 Menschen vor dem Verschwinden in einem nassen Grab oder libyschen Lagern retten zu können“, erklärte Einsatzleiter Philipp Hahn.

Moonbird“ entdeckt 70 Schutzsuchende in Maltas Seenotrettungszone

Das Sea-Watch-Flugzeug „Moonbird” entdeckte zur gleichen Zeit ein Boot mit etwa 70 Schutzsuchenden in der maltesischen Seenotrettungszone. Die Schutzsuchenden tragen nach Sea-Watch-Angaben keine Schwimmwesten und sind in einer prekären Situation – Sea-Watch versucht, die maltesische Rettungsleitstelle zur Intervention zu bewegen. Diese weigert sich bisher allerdings einzugreifen, da sie im Moment anderweitig beschäftigt sei. „Das Boot ist in Seenot, die Menschen ohne Rettungswesten, die Rettungsleitstelle zu beschäftigt zum Retten. Europa 2020“, beschreibt Sea-Watch die Situation.

Frontex und libysche Küstenwache bringen Schutzsuchende zurück in Kriegsland

Ein Flugzeug von Frontex koordinierte nach Sea-Watch-Angaben einen Einsatz der sogenannten libyschen Küstenwache, mit dem am Mittwoch ein mit etwa 70 Schutzsuchenden besetztes Boot zurück ins Kriegsland Libyen geschleppt wurde. Selbst die für ihre Beteiligung an der Abschottungspolitik berüchtigte Internationale Organisation für Migration (IOM) warnt vor „Pull-Backs“ nach Libyen und berichtet, dass viele von 51 Schutzsuchenden, die vor wenigen Wochen von einem griechischen Fischerboot an die sogenannte libysche Küstenwache übergeben wurden in Privatgefängnissen in Libyen landeten. Deutsche Diplomaten hatten die Verhältnisse in diesen Privatgefängnissen als „KZ-ähnlich“ beschrieben. Die Gefangenen werden gefoltert, sind Hunger und Durst ausgesetzt und werden auf Sklavenmärkten verkauft oder für Milizen zwangsrekrutiert.