Samstagsmütter leisten Widerstand gegen Polizeiangriff

Die türkische Polizei hat die Istanbuler Samstagsmütter angegriffen, es kam zu mehreren Festnahmen. Trotz Polizeiblockade wurden Nelken auf dem Galatasaray-Platz niedergelegt, Pervin Buldan verlas eine Erklärung.

Die Initiative der Samstagsmütter hat trotz Polizeiangriff und Festnahmen Nelken am Galatasaray-Platz in Istanbul niedergelegt. Die Aktivistinnen, die seit 1995 jeden Samstag nach dem Verbleib ihrer in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Angehörigen fragen, wollten aus Anlass ihrer 800. Mahnwache eine Erklärung auf dem Platz an der Istiklal Caddesi abgeben. Der Platz wird seit knapp zwei Jahren von der Polizei abgesperrt, um die Kundgebung der Samstagsmütter zu verhindern. Auch heute wurden die Mütter und ihre Unterstützer*innen, darunter die HDP-Vorsitzenden Pervin Buldan und Mithat Sancar, auf dem Weg aufgehalten und mussten sich in das Gebäude des Menschenrechtsvereins IHD zurückziehen.

Danach gelang es einzelnen Aktivist*innen, den Galatasaray-Platz zu erreichen. Als sie eine Erklärung abgeben wollten, wurden sie von der Polizei umstellt. Hanife Yildiz, deren Sohn Murat Yildiz nach der Festnahme verschwunden ist, wurde mit Nelken in der Hand angegriffen und gewaltsam vom Platz gezerrt. Die Nelken warf sie durch die Polizeikette auf den angestammten Platz der Samstagsmütter. Yaşar Aktaş, ein Unterstützer der Samstagsmütter, wurde festgenommen, als er gegen das Vorgehen der Polizei protestierte. Ebenfalls festgenommen wurden Maside Ocak, deren Bruder Hasan Ocak verschwunden ist, und Hasan Karakoç, dessen Bruder Ridvan nach der Festnahme tot aufgefunden wurde. Beiden gelang es, vor ihrer Festnahme Nelken auf dem Platz zu hinterlassen.

Auch die HDP-Vorsitzenden Buldan und Sancar legten trotz polizeilicher Intervention Nelken auf dem Galatasaray-Platz nieder. Pervin Buldan, deren Ehemann Savaş Buldan vor 26 Jahren verschleppt und ermordet wurde, verlas schließlich die Erklärung der Samstagsmütter zu ihrem 800. Aktionstag:  

„Wir erklären ein weiteres Mal, dass wir uns entschlossen für die Rechte und Freiheiten einsetzen, die uns zu Menschen machen. Wir werden nicht schweigen, bis die Türkei zu einem demokratischen Rechtsstaat geworden ist, in dem niemand nach der Festnahme verschwindet und die Straflosigkeit ein Ende findet. Wir werden unseren Kampf für Gerechtigkeit und Wahrheit fortsetzen, bis der letzte Verschwundene gefunden und der letzte Täter bestraft worden ist. Die Verschwundenen und unseren Treffpunkt auf dem Galatasaray-Platz werden wir niemals aufgeben.“