800. Mahnwache der Samstagsmütter steht bevor

Anlässlich der 800. Mahnwache der Istanbuler Samstagsmütter hat das ICAD-Komitee gegen das Verschwinden in Haft einen Unterstützungsaufruf für die Frauen gestartet.

Die 800. Mahnwache der Istanbuler Samstagsmütter steht bevor. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Mütter entschlossen, die Aktion erneut über das Internet stattfinden zu lassen. Am Freitagabend um 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MEZ) startet die Aktion auf Twitter unter @CmrtesiAnneleri. Besna Tosun, Tochter des in Haft verschwunden Fehmi Tosun, ruft auf, gemeinsam um 21.00 Uhr zu protestieren. „Sich an das Unrecht zu gewöhnen ist genauso schändlich, wie das Unrecht selbst zu begehen“, erklärt sie.

ICAD: Die Samstagsmütter haben die Grenzen überwunden

Das Internationale Komitee gegen das Verschwindenlassen (ICAD) hat unterdessen eine Erklärung zur 800. Mahnwache der Samstagsmütter veröffentlicht. Darin heißt es: „Der Kampf der Angehörigen von Verschwundenen hat sich von Amed [türk. Diyarbakır] bis Êlih [Batman] auf viele Regionen ausgebreitet. Der türkische Staat ist selbst der Täter und klärt den Verbleib von Tausenden in Haft Verschwundenen weiterhin nicht auf. Die herrschenden Klassen haben zum Schutz ihrer Macht mit dieser Form des Angriffs auf die Opposition weltweit Hunderttausende Menschen selbst oder durch ihre Paramilitärs entführen und verschwinden lassen.“ Das Komitee ruft weltweit auf, für die Verschwundenen auf die Straßen zu gehen.

Seit 1995 kommt die Initiative der Samstagsmütter Woche für Woche in Istanbul zusammen und fordert Gerechtigkeit für ihre in Polizeigewahrsam „verschwundenen“ Angehörigen. Jede Woche wird ein anderer Fall vorgestellt, vor allem aus den 1990er Jahren, als das „Verschwindenlassen“ besonders weit verbreitet war.