Der türkische Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ebbt nicht ab. In der Gemeinde Zirgan wurden drei Menschen getötet, als eine türkische Kampfdrohne in der Nacht zum Dienstag ein Haus bombardierte. Die Nachrichtenagentur Hawarnews berichtete mit Verweis auf die Behörde für innere Sicherheit (Asayîş), dass es sich bei den Opfern um zwei 50- und 35-jährige Männer sowie einen Jungen handelt, dessen Alter noch unbekannt ist. Mindestens acht weitere Personen seien infolge des Angriffs verletzt, hauptsächlich Frauen und Mädchen. Sie wurden den Angaben nach zunächst in ein Krankenhaus in Hesekê gebracht, drei Schwerverletzte mussten aber in eine besser ausgestattete Klinik in Qamişlo verlegt werden.
Die Opfer gehören offenbar zwei miteinander verwandten Familien an, die sich ein Haus in der Ortschaft Hermel (Umm Harmala) teilen. Das Dorf liegt wenige Autominuten nördlich von Zirgan. Den Angaben der Asayîş zufolge sei der tödliche Angriff gegen 2:30 Uhr Ortszeit (0:30 Uhr MEZ) verübt worden. Ein von Hawarnews veröffentlichtes Video zeigt die Zerstörung in dem Haus nach dem Drohneneinschlag.
Die Gemeinde Zirgan (auch Zarkan, ar. Abu Rasen) liegt östlich der Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain), die im Zuge einer Invasion im Oktober 2019 von der Türkei besetzt wurde, und grenzt damit unmittelbar an die von türkischen Militärs und islamistischen Milizen der Dschihadistentruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) kontrollierte Besatzungszone im nördlichen Syrien. Etwa dreißig der mehr als 70 Dörfer der Gemeinde wurden seit dem Angriffskrieg vor über fünf Jahren von der Türkei und ihren SNA-Proxys besetzt. Um auch die übrigen Dörfer in die Besatzungszone zu integrieren, kommt es regelmäßig zu Zermürbungsangriffen.
Eskalation der Besatzungsangriffe
Auch die restlichen Gebiete der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) befinden sich im Fokus der türkischen Aggression. Vorgestern waren in Ain Issa ein sechs Monate alter Säugling und seine 12-jährige Schwester durch einen Bombenangriff auf ihr Haus getötet worden. Im nordöstlich von Ain Issa gelegenen Siluk verzeichneten Sicherheitskräfte am Vortag ebenfalls Angriffe auf zivile Siedlungsgebiete. In Dörfern südlich von Kobanê sowie im Umland des Tişrîn-Damms kam es zu heftigen Explosionen, nachdem Kampfflugzeuge mehrere Angriffe flogen. Getroffen wurden unter anderem die zu Kobanê gehörenden Dörfer Bîr Heso, Xesîq und Sepet sowie das Gelände der Getreidesilo-Anlage in der Gemeinde Sirrîn.