Razzien bei NGOs in Izmir

In Izmir sind die Räumlichkeiten der Gefangenensolidarität TUHAYDER und des Kunstvereins Jîn Art von der türkischen Anti-Terror-Polizei durchsucht worden. Die Beamten beschlagnahmten Bücher und Musikalben, zudem gab es fünf Festnahmen.

In der westtürkischen Küstenmetropole Izmir sind zwei der demokratischen Opposition nahestehende Vereine von der Anti-Terror-Polizei durchsucht worden. Die Razzien fanden in den Räumlichkeiten der Gefangenenhilfsorganisation EGE-TUHAYDER und beim Kunstverein Jîn Art statt, außerdem wurden die Wohnungen von Vereinsmitgliedern durchsucht. Nach bisherigem Kenntnisstand gab es dabei fünf Festnahmen. Bei den Betroffenen handelt es sich um Nilay Güleser, die Ko-Vorsitzende von EGE-TUHAYDER, Ali Yalçınkaya, Ko-Vorsitzender des Vereins Avesta für die Erforschung der kurdischen Sprache und Kultur, sowie Derya Kandemir, Neriman Birlikler und Dilaver Keklik.

Wie aus Vereinskreisen verlautete, wurden bei der Durchsuchung von Jîn Art mehr als fünfzig „verdächtige“ Bücher und über ein Dutzend Musikalben beschlagnahmt. Von eingezogenen Gegenständen bei der Gefangenensolidarität TUHAYDER ist nichts bekannt, allerdings sollen die Räumlichkeiten grob verwüstet worden sein. Die Festgenommenen wurden auf die Anti-Terror-Zentrale der Polizei Izmir verbracht.

Mit offiziellen Angaben zu den Hintergründen der Razzien und Festnahmen, bei denen mehrere Dutzend Beamte eingesetzt waren, hielt sich die Polizei zurück. Die Ermittlungen wurden als Verschlusssache eingestuft, zudem gilt für die Festgenommenen ein 24-stündiges Anwaltsverbot. Bei solchen Maßnahmen, die üblich sind in Verfahren mit angeblichem Terrorismusbezug, handelt es sich um eine gängige Methode der türkischen Justiz, die Verteidigung zu torpedieren. Auch in anderen Regionen des Landes gab es am Dienstag politische Festnahmen, unter anderem in der nordkurdischen Provinz Bedlîs (tr. Bitlis). Dort überfielen Einheiten von Polizei und Militär mehrere Dörfer, mindestens 19 Menschen wurden festgenommen.