Proteste nach Gebäudeeinstürzen in Marseille

Auch Tage nach dem Einsturz von drei baufälligen Gebäuden in Marseilles Altstadt reißen die Proteste gegen die Stadtverwaltung und ihre Wohnungspolitik nicht ab. Auch gestern gingen wieder Tausende in wütendem Protest auf die Straße.

Mitten im Zentrum der südfranzösischen Stadt Marseille sind am Montagmorgen vergangener Woche drei baufällige Wohnhäuser eingestürzt. Zunächst stürzten zwei Häuser ein. Eines davon war unbewohnt und aus Sicherheitsgründen abgesperrt, im anderen hingegen waren neun von zwölf Wohnungen bewohnt.  Am Abend stürzte dann ein drittes Gebäude teilweise ein. Rettungskräfte hatten unter den Trümmern acht Todesopfer gefunden. Zahlreiche Einwohner und Verbände gedachten am Samstag der Opfer, protestierten aber auch still gegen die Wohnungspolitik der Stadt. Bei dem Gedenkmarsch wurden zudem drei Menschen durch einen Balkonabsturz leicht verletzt.

Am Mittwoch brachten erneut tausende Menschen ihre Wut zum Ausdruck und gingen mit Fackeln und Bildern der Verstorbenen gegen die staatliche Wohnungspolitik und die Stadtverwaltung auf die Straße. Sie trugen Plakate, die sich gegen die Gentrifizierung der Stadt und die kapitalistische Wohnungspolitik richteten, welche die Häuser der armen Bevölkerung verfallen lässt. Die „Demonstration der Wut“ zog durch das Stadtzentrum von Marseille, die Teilnehmer riefen „Mörder Gaudin“ und forderten den Rücktritt des Bürgermeisters. Nach den Schweigemärschen vom Wochenende wollte man gestern die Wut auf die Straße tragen. Aus Protest zündeten die Teilnehmer unter anderem einen Weihnachtsbaum an. Die Polizei ging in den Abendstunden gegen die Proteste mit Tränengas vor.