Im Flüchtlingslager Korinth in Griechenland hat ein kurdischer Flüchtling Selbstmord begangen, offenbar aus Protest gegen seine andauernde Internierung. Wie es heißt, habe sich der 24-Jährige am Samstag in einer Toilette erhängt. Zuvor habe es einen Anhörungstermin in seinem Asylverfahren gegeben. Der Geflüchtete aus Nordkurdistan soll seit siebzehn Monaten in Camp Korinth inhaftiert gewesen sein und zuletzt mit seiner Freilassung gerechnet haben. Die griechischen Behörden hätten jedoch die fortgesetzte Unterbringung in dem Lager angeordnet.
Das Lager Korinth gleicht mehr einem Gefängnis, denn einer Unterbringung. Nach der Nachricht über den Selbstmord des kurdischen Geflüchteten brachen Proteste in dem Lager aus, an mehreren Stellen wurden Matratzen und Container in Brand gesetzt. Laut Informationen des in Griechenland lebenden kurdischen Journalisten Çağdaş Kaplan sei die Polizei mit einem großen Aufgebot in das Lager eingedrungen. Ob es zu Festnahmen kam, ist unklar. Das griechische Netzwerk KEERFA, Bewegung vereint gegen Rassismus und die faschistische Bedrohung, erklärte zum Tod des Schutzsuchenden: „Dies ist kein Selbstmord, sondern das Ergebnis einer mörderischen Politik der ungerechtfertigten Langzeitinhaftierung von Flüchtlingen unter den rassistischen Gesetzen von Mitsotakis und der EU.”
Die Identität des kurdischen Geflüchteten war zunächst unklar. Inzwischen ist der Name bekannt: Ibrahim Ergün. Es handelt sich um den zweiten toten Flüchtling binnen weniger Tage in Griechenland. Am Donnerstag starb ein 44-jähriger Mann im Lager auf der griechischen Insel Kos an einer Bauchfellentzündung. Laut KEERFA litt der Mann seit drei Tagen unter „höllischen Schmerzen” aufgrund einer Blinddarmentzündung, doch wurde ihm medizinische Hilfe verweigert. „Als die Wachen schließlich einen Krankenwagen riefen, konnten die Sanitäter nur noch bestätigen, dass der Mann tot war.”
Aktualisiert um 20.45 Uhr