Pro Asyl fordert schnelle Aufnahme minderjähriger Geflüchteter

Aufgrund der Corona-Pandemie ist es nach Ansicht der flüchtlingspolitischen NGO Pro Asyl dringlicher denn je, die minderjährigen Schutzsuchenden aus Griechenland zu evakuieren.

Die deutsche Bundesregierung hatte zugestimmt, einen Bruchteil von 1.600 aus den vielen tausend minderjährigen Flüchtlingen ausgewählten Kindern zu übernehmen. Die Bedingungen der Aufnahme sind allerdings hochproblematisch, so sollen die aufgenommenen Kinder und Jugendlichen unter 14 Jahre, weiblich und krank sein. Außerdem müsse vor der Aufnahme eines Kontingents von wenigen hundert Kindern zunächst eine „Koalition der Willigen“ geschaffen werden. Dadurch wird die Aufnahme weiterhin deutlich verzögert. Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl, sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) hierzu am Mittwoch: „Die Maßnahme duldet wegen wachsender Gefahren für die dort Lebenden keinen Aufschub mehr.“ Burkhardt forderte, Deutschland und seine Partner sollten sofort fünf oder sechs Flugzeuge nach Griechenland schicken, um die jungen Menschen abzuholen: „Die Corona-Krise darf humanitäre Aktionen nicht blockieren, sondern muss sie beschleunigen.“

Vollständige Evakuierung der Lager in Griechenland notwendig

Er bekräftige zudem die Forderung nach einer vollständigen Evakuierung der Lager auf den griechischen Inseln. „Die Lebensbedingungen dort sind inhuman und höchst gefährlich, wie der Tod eines sechsjährigen Kindes bei einem Brand im Lager Moria auf Lesbos gezeigt hat“, sagte Burkhardt.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte der NOZ, zurzeit führt die EU-Kommission Gespräche zu diesem Thema, bei denen auch die Frage erörtert werde, wie eine Übernahme der Kinder und Jugendlichen angesichts der aktuellen Corona-Lage erfolgen kann. Die EU-Kommission hatte zugesagt, bei der Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Kindern eine koordinierende Rolle zu übernehmen. Dabei sollen auch UN-Organisationen wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR eingebunden werden.