Die Samstagsmütter und ihre Unterstützer*innen wollten heute zum 704. Mal am Galatasaray-Platz in Istanbul demonstrieren, um nach dem Verbleib ihrer „verschwundenen“ Angehörigen zu fragen. Die Demonstrant*innen hatten sich vor dem Gebäude des Menschenrechtsvereins (IHD) versammelt und versuchten, mit den Bildern ihrer Angehörigen zum Galatasaray-Platz zu gehen. Die Polizei griff die Gruppe an, in der sich auch Pervin Buldan, die Ko-Vorsitzende der HDP, und weitere Abgeordnete der HDP und CHP befanden, und versuchte, alle Beteiligten ins IHD-Gebäude zu drängen.
Die Menschenmenge reagierte auf den Angriff mit dem Rufen von Parolen. Pressevertretern wurde der Zugang zum Geschehen von der Polizei untersagt. Die Samstagsmütter gaben im Polizeikessel vor dem Büro des IHD eine Erklärung ab. Diese Woche wurde nach dem Schicksal des am 8. September 1980 nach der Festnahme in Çewlîg (Bingöl) verschwundenen Gymnasiasten Hüseyin Morsümbül gefragt.
„Wir werden weitermachen“
Ikbal Eren, die Schwester des ebenfalls nach der Festnahme verschwundenen Hayrettin Eren, trug eine Erklärung im Namen der Protestierenden vor und sagte: „Wir sind jetzt die 704. Woche hier auf dem Weg zum Galatasaray-Platz. Wir haben die Wahrheit erzählt, damit das, was wir bis heute erleben mussten, endlich Geschichte wird, damit diejenigen, die nach uns kommen, die Wahrheit kennen und dieser Schmerz nicht noch einmal erlebt werden muss. Wir haben gefordert, was unser Recht ist, wir wollen, dass der Staat seiner juristischen Verantwortung gerecht wird. Wir wollen unsere Verschwundenen, wir wollen Gerechtigkeit! Ganz Beyoğlu ist von der Polizei abgesperrt, damit wir unsere verfassungsmäßigen Rechte nicht nutzen können. Unseren Forderungen nach Gerechtigkeit wird mit einer Einkesselung durch schwer bewaffnete Polizisten entgegnet.“
Nach der Erklärung zogen sich die Samstagsmütter mit dem Ruf „Die Menschenwürde wird die Folter besiegen“ ins IHD-Gebäude zurück.