Nach 30 Jahren hat erstmalig wieder ein politisches Nachtgebet stattgefunden. Die Pfarrerinnen Monika Hungerbühler, katholische Theologin der Offenen Kirche Elisabethen, und Monika Widmer Hodel, Pfarrerin der reformierten Kirche, haben gemeinsam mit weiteren Frauen zum politischen Frauennachtgebet eingeladen. Begleitet wurde der Abend mit Musik vom Ensemble Eskeniangeli.
Nach der Begrüßung durch die beiden Pfarrerinnen, die erklärten, „an der Seite unserer Schwestern in Rojava“ zu stehen, folgten Beiträge zur aktuellen Situation in Rojava und der demokratischen Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien von Franziska Stier, Aktivistin des Frauenstreiks, und Özen Aytac von der Kurdischen Frauenbewegung Schweiz. Anschließend sprach eine Vertreterin der Medico International Schweiz über die verheerende humanitäre Situation in Rojava, die Arbeit des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurdistanê) und über die Unterschriftenkampagne „Stoppt den Krieg gegen Rojava“, die am 15. November 2019 dem Schweizer Bundesrat in Bern übergeben wurde.
Die beiden Pfarrerinnen trugen Fluchtverse von Frauen aus Nazi-Konzentrationslagern im zweiten Weltkrieg vor. Nach dem Gebet wurden Kerzen für die Menschen in Rojava angezündet und in Sandschalen in vier Ecken der Kirche aufgestellt. Am Ende wurde als Zeichen des Widerstandes und der Einheit getanzt.
Politisches Nachtgebet
Vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs wollte der Ökumenische Arbeitskreis Köln – bestehend unter anderem aus Dorothee Sölle, Fulbert Steffensky, Marie Veit, Heinrich Böll, Egbert Höflich, Michael Dohle, Vilma Sturm u. a. – beim Essener Katholikentag 1968 einen „politischen Gottesdienst“ feiern. Die Veranstalter des Katholikentags setzten den Gottesdienst erst auf 23 Uhr an, worauf die Gruppe die Veranstaltung „Politisches Nachtgebet“ nannte.