„Ohne Kräftegleichgewicht wird vor allem Südkurdistan leiden“

„Die Kräfte im Süden haben den Traum von einer Einheit begraben“, sagt Falah Salah aus Kerkûk. Wenn kein Bündnis und kein Kräftegleichgewicht im Irak hergestellt wird, droht vor allem Südkurdistan großer Schaden.

Der politische Beobachter Falah Salah hat sich gegenüber ANF in Kerkûk zur politischen Lage im Irak geäußert. Salah weist darauf hin, dass sechs Monate nach den Parlamentswahlen noch keine Regierungsbildung gelungen ist und diese Situation große Gefahren birgt.

„Nach 2003 hätte eine neue Zeit hinsichtlich der Demokratie beginnen müssen, aber damit hatten die irakischen Kräfte keinen Erfolg. Dass im Irak bis heute die Pläne regionaler und hegemonialer Länder umgesetzt werden und unter den irakischen Kräften kein wirklicher Willen und kein Vertrauen herrscht, hat zu einer Vergrößerung der Problematik geführt. Die aktuelle Lage im Irak resultiert aus der Spaltung zwischen Kurden, Sunniten und Schiiten. Zwischen den Sunniten und Schiiten gibt es einen Konflikt, aber man kann sagen, dass auch die Kurden einer der Gründe für die Erfolglosigkeit der irakischen Regierung sind. Sie können sich nicht einigen auf einen Präsidentschaftskandidaten, der die herrschenden Probleme lösen könnte. Leider ist in den vier Teilen Kurdistans eine Einheit der kurdischen Parteien zur Illusion geworden. Die politischen Kräfte in Kurdistan und insbesondere im Süden haben den Traum von einer Einheit begraben. Die Regierung und die oppositionellen Kräfte in Südkurdistan sind beim Thema der Regionalmächte Türkei und Iran gespalten. Das bedeutet, dass es keinen wirklichen Willen für einen Ausweg aus der bestehenden politischen Krise in der Region Kurdistan gibt. Vielmehr werden die Pläne der umliegenden Staaten umgesetzt“, erklärt Salah.

Südkurdistan wird zum Opfer der Arroganz“

Bei den Wahlen in Südkurdistan und im Irak sei deutlich geworden, dass die Öffentlichkeit den politischen Mächten misstraut und die Parteien keine Basis in der Bevölkerung haben, so Falah Salah. Der Irak stehe weiterhin unter dem Einfluss anderer Staaten und sei zur Arena ihrer Machtkämpfe geworden:

„In Koordination mit Iran wird auch Russland zum Teil dieses Konflikts werden. Wenn die politischen Kräfte in Kurdistan nicht umsichtig vorgehen und kein Kräftegleichgewicht hergestellt wird, wird die Region Schaden erleiden. Der aktuelle Status, der mit dem Blut der Gefallenen erkämpft wurde, wird der Arroganz der politischen Kräfte in der Region Kurdistan geopfert. Iran und die Türkei bombardieren Kurdistan und irakischen Boden jeden Tag. Die USA ermorden im Zentrum vom Bagdad schiitische Anführer. Die Willenlosigkeit der politischen Kräfte im Irak führt zu Konflikthandlungen der hegemonialen Staaten im gesamten Land. Wenn Südkurdistan und der Irak nicht sorgsam mit diesem Entwicklungsprozess umgehen, wird vor allem die südkurdische Region darunter leiden.“

Innerkurdischer Konflikt geht ins Schwarzbuch der Geschichte ein“

Salah geht zuletzt auch auf die Hinweise auf die Kriegsvorbereitungen des türkischen Staates mit Unterstützung der PDK gegen die PKK ein und erklärt: „Gerade zum jetzigen Zeitpunkt müssen Schritte unternommen werden, um die Probleme zwischen den kurdischen Kräften zu lösen. Ein innerkurdischer Konflikt würde ins Schwarzbuch der Geschichte eingehen. Wirtschaft, Politik, Bildung und Dienstleistungen sind sehr schwach in der Region Kurdistan. Wenn mit dem Entwicklungsprozess kein vorsichtiger Umgang gefunden wird, wird die Schwäche der Regierung vermutlich zu noch größeren Krisen führen.“