Nürnberg: Die Zeit ist reif - Setzt euch mit Öcalan auseinander!

In Nürnberg laden Büchertische mit Werken von Abdullah Öcalan ein, sich mit Theorie und Praxis des Vordenkers der Freiheitsbewegung auseinander zu setzen. Gleichzeitig fordern die Organisator*innen die Freilassung des kurdischen Repräsentanten.

Im Rahmen der Kampagne „Zeit für Freiheit – Schluss mit Isolation, Faschismus, Besatzung“ organisiert das kurdische Gesellschaftszentrum Medya Volkshaus Büchertische in der Nürnberger Innenstadt. Ziel ist es, die Werke des Vordenkers der kurdischen Freiheitsbewegung einer größeren Öffentlichkeit nahe zu bringen und sich für seine Freilassung einzusetzen.

Nicht nur die Person Abdullah Öcalan wird seit 22 Jahren isoliert, sondern auch seine Werke, die einen Weg weisen aus den multiplen Krisen des Neoliberalismus. Sie sind keine graue Theorie, sondern werden gelebt – zum Beispiel in Rojava oder in den freien Bergen Kurdistans. Das von Öcalan vorgeschlagene Gesellschaftsmodell ist mit den Pfeilern Basisdemokratie und Selbstverwaltung, ökologische Transformation und Gleichberechtigung aller eine Alternative zur entmündigten, homogenisierten Konsumgesellschaft der kapitalistischen Moderne und geeignet, Rassismus und Nationalismus zu überwinden. Immer mehr Menschen lassen sich inspirieren von den Öcalans Denkanstößen, blicken auf die Umsetzung des als „Demokratischer Konföderalismus“ beschriebenen Gesellschaftsentwurfs und diskutieren eine Anpassung auf die Gesellschaften in den Metropolen.

Dass dies den Hegemonialmächten nicht gefällt, ist nicht überraschend. So werden die Schriften Abdullah Öcalans in Deutschland zensiert und sein Abbild ist verboten. Als Erklärung wird oft angeführt, man wolle die Türkei nicht brüskieren, die den Mitbegründer der PKK seit 22 Jahren als politische Geisel gefangen hält. Nach Meinung der Aktivist*innen ist dies nur die halbe Wahrheit. In Öcalans Vorschlägen steckt Sprengkraft, weil sie nicht nur ein Beitrag unter vielen im Diskurs um eine bessere Weltordnung sind. Die „Gefährlichkeit“ ergibt sich durch die Aufforderung Öcalans, nicht nur die richtige Theorie zu präsentieren, sondern Organisationsformen und Aktionslinien zu entwickeln und sie umzusetzen. Dafür steht die Freiheitsbewegung und dies ist Grund genug, sie zu verfolgen. Der deutsche Staat immerhin hat dies erkannt und versucht mit allen Mitteln, die Person Abdullah Öcalan „verschwinden“ zu lassen, die nicht nur als Repräsentant der kurdischen Gesellschaft gilt, sondern auch ein Symbol für Widerstand und Freiheit ist.

Um der jahrzehntelangen Stigmatisierung in den Medien entgegenzutreten, sei es wichtig, das, wofür Öcalan und die PKK stehen, bekannter zu machen und breit zu diskutieren, so die Initiator*innen der heutigen Aktion, die noch an den nächsten zwei Tagen fortgesetzt wird.

Umrahmt wurde der Büchertisch von Zitaten von Abdullah Öcalan, die neugierig auf seine Philosophie machen sollen: „Die Basis unseres Widerstands ist die Bildung“ oder „Wenn du leben willst, lebe in Freiheit“.

Die Passant*innen wurden auch informiert über die in Südafrika initiierte Briefkampagne an den Generalsekretär der UN, António Guterres, die die Freilassung von Abdullah Öcalan fordert. Viele Nürnberger*innen zeigten sich interessiert und nahmen die vorgedruckten Briefe mit bzw. unterschrieben sie.