Notfallsitzung im Irak nach US-Luftangriffen

Nach den US-Angriffen auf Ziele Iran-naher Milizen hat der irakische Präsident Abdul Latif Raschid eine Notfallsitzung der wichtigsten politischen Kräfte seines Landes einberufen. Man müsse eine klare und vereinte Haltung gegen die Aggression finden.

Nach den US-Angriffen auf Ziele Iran-naher Milizen hat der irakische Präsident Abdul Latif Raschid eine Notfallsitzung der wichtigsten politischen Kräfte seines Landes einberufen, um eine „klare und vereinte Haltung“ zu der Militäraggression finden. Nach Angaben der Regierung gab es vorab keine Absprache zwischen Bagdad und Washington über die Angriffe. Das irakische Außenministerium bestellte zudem den Geschäftsträger der US-Botschaft im Irak, David Burger, ein, da die US-Botschafterin außer Landes war. Man werde Burger eine Protestnote überreichen, teilte das Ministerium mit.

In der Nacht zum Samstag hatten US-Luftstreitkräfte mehr als 85 Ziele an sieben Standorten im Irak und in Syrien angegriffen, darunter vermeintliche Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von der iranischen Revolutionsgarde und mit ihr verbundene Milizen genutzt werden sollen. Die USA sprachen dabei von „Vergeltung“ für einen Drohnenangriff, bei dem in Jordanien drei US-Militärs getötet und zahlreiche weitere verletzt worden waren. Die USA machen von Iran unterstützte Milizen für den Angriff vor einer Woche auf einen Außenposten des amerikanischen Militärs im Nordosten Jordaniens verantwortlich. Bei den Vergeltungsschlägen wurden Berichten von Aktivisten und offizieller Seite zufolge mehr als 30 Menschen getötet.

Der irakische Regierungssprecher Bassim al-Awaudi sprach von einer „neuen Aggression der US-Regierung auf die Unversehrtheit des Irak“. Dies werde die Sicherheit des Iraks und der Region an den Rand des Abgrunds treiben. Al-Awaudi teilte mit, die Angriffe nahe der syrischen Grenze hätten 16 Menschen das Leben gekostet, darunter auch Zivilpersonen. Außerdem habe es massive Schäden an Wohngebäuden und an Privatbesitz der irakischen Bevölkerung gegeben. Die irakischen Volksmobilisierungskräfte (Hashd al-Shaabi) teilten mit, 16 ihrer Mitglieder – neben Kämpfern auch Sanitäter – seien getötet worden. Die zur Bekämpfung der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) gegründete und von schiitischen Gruppierungen dominierte Truppe ist seit 2018 Teil der irakischen Streitkräfte. Ministerpräsident Mohammed al-Sudani erklärte eine dreitägige Staatstrauer.

Zahl der Toten in Syrien gestiegen

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien zufolge wurden in Syrien 23 Mitglieder pro-iranischer Milizen getötet, die in den attackierten Stellungen Wache gehalten hätten. Zuvor hatte die Beobachtungsstelle in der Nacht zum Samstag von 18 Toten in Syrien berichtet. Auch syrische Staatsmedien berichteten von Opfern bei den Angriffen, nannten aber keine Zahl. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Angriffe seien „ein Versuch, die Fähigkeiten der syrischen Armee und ihrer Alliierten beim Kampf gegen Terrorismus“ zu schwächen. Die „US-Aggression“ habe mehrere Zivilist:innen und Militärangehörige getötet und schwere Schäden verursacht. In der vom US-Militär angegriffenen Gegend laufe der Kampf gegen den IS, hieß es.

Iran verurteilt Angriffe

Die Führung Irans erklärte, die US-Luftangriffe verletzten die Souveränität und die territoriale Integrität Syriens und des Iraks. Sie stellten „einen weiteren abenteuerlichen und strategischen Fehler der Vereinigten Staaten dar, der nur zu einer erhöhten Spannung und Instabilität in der Region führen wird“, sagte der Sprecher des Außenministeriums.