„No Justice, No Peace!“ in Hamburg und Nürnberg

Nach dem rassistischen Mord an George Floyd in den USA schlägt die Wut weltweit durch. Bundesweit sind Zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gegangen, so auch in Nürnberg und Hamburg.

Bundesweit sind Zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße gegangen, so auch in Nürnberg und Hamburg. Anlass war der Aufruf der Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“ nach dem Mord an George Floyd durch einen weißen Polizisten in der US-Stadt Minneapolis.

Nürnberg

In Nürnberg hatte eine kleine Gruppe von People of Colour eine Kundgebung geplant, um ihre Wut über den strukturellen Rassismus in die Öffentlichkeit zu tragen. Die für wenige hundert Menschen angemeldete Veranstaltung entwickelte sich zum mit Abstand größten Protest gegen Rassismus, den Nürnberg seit langem gesehen hat.

Auf dem improvisierten Podium kamen ausschließlich farbige Menschen zu Wort. In mitreißenden und leidenschaftlichen Reden erzählten sie von ihren Erfahrungen mit Diskriminierung aufgrund ihrer Hautfarbe. Die Abgeordnete im europäischen Parlament, Dr. Pierrette Herzberger-Fofana, berichtete von ihrem unermüdlichen Kampf gegen Rassismus, den nicht nur Menschen mit schwarzer Hautfarbe zu erdulden haben, und freute sich, dass heute so viele solidarische Menschen zusammen kamen. Sie rief auf zur gemeinsamen Anstrengung gegen den Rassismus in den Köpfen.

Die Kundgebung wurde immer wieder unterbrochen von Rufen „Black Lives Matter“ oder „No Justice, no Peace“. Viele erhobene Fäuste unterstrichen die Bereitschaft der mehr als 5.000 Menschen, dem Rassismus entschieden entgegen zu treten.

Hamburg

Bei einer Demonstration in Hamburg versammelten sich etwa 14.000 Menschen auf dem Rathausmarkt, um George Floyd und aller Opfer rassistischer Gewalt zu gedenken und laut zu sein gegen Rassismus. Aufgrund der breiten Beteiligung, die die Auflagen der Versammlungsbehörde mehr als sprengten, wurde die Kundgebung bereits vor Beginn von der Versammlungsleitung offiziell beendet. Die Menschen gingen jedoch nicht weg.

„Wir respektieren die Hygienemaßnahmen, aber wir sterben sowieso – auch ohne Corona“ schallte es vom Lautsprecherwagen und zeigte schmerzlich: Rassismus ist Realität, in den USA wie in Deutschland und überall, seine Gewalt hat unzählige Ausdrucksformen. Dass es zu einem Aufschrei kommt, wenn diese Gewalt sich in ihrer krassesten Form Bahn bricht, reicht nicht. Die Stimmen, die sprachen, die jeden Tag von Gewalt und Rassismus erzählen, sind da – es muss zugehört werden. Wie Angela Davis es ausdrückte: In einer rassistischen Gesellschaft reicht es nicht, nicht rassistisch zu sein, wir müssen anti-rassistisch sein.

Dass Minneapolis nur geographisch weit weg ist, wurde auch im Redebeitrag des Revolutionären Bündnisses aus Kurdistan und der Türkei deutlich. „Rassismus ist kein Betriebsunfall, sondern ein System. Ein System, in dem Ungleichheit installiert und manifestiert wird. Und deshalb ist das, was George Floyd widerfuhr, nicht nur das Thema der Schwarzen in den USA, sondern das Problem aller Gesellschaften, deren Kernstruktur Rassismus ist.“ Wie auch in Deutschland – Oury Jalloh, William Tonou-Mbobda, Achidi John, Laya Alama-Condé. Die Opfer von Hanau, Halle, Mölln, Solingen und die des sogenannten NSU. Alle, deren Schicksale unbekannt bleiben.

Aufmerksam gemacht wurde auch auf die Ermordung von Barış Çakan in Ankara als jüngstes Opfer der Gewalt, der Kurd*innen und sämtliche weitere Minderheiten in der Türkei und über ihre Grenzen hinaus ausgesetzt sind. „Das faschistische Erdoğan-Regime setzt auf eine Rasse, eine Fahne und ein Vaterland, welche alle Nicht-Türken und Flüchtlinge als Feinde betrachtet und verfolgt! Es ist seiner Politik und der der EU-Staaten wie auch Deutschland zu verdanken, dass täglich Menschen auf der Flucht im Mittelmeer sterben. Deshalb lasst uns gemeinsam weltweit unsere Stimme gegen jede Art von Rassismus und Polizeigewalt erheben! Hoch die internationale Solidarität!“