NGO: Belastung für Kinder in Unterkünften schwerer als auf Flucht

Die Hilfsorganisation Safe the Children kritisiert in einem Gutachten die Unterbringungssituation von geflüchteten Kindern in Sammelunterkünften in Deutschland. Die Belastungen für Kinder seien schwerer als auf der Flucht.

Die NGO „Save the Children" hat die Bedingungen für Kinder in Aufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete in Deutschland untersucht und kommt zu einem verheerenden Ergebnis. Die Aufnahmeeinrichtungen sind nur für kurzzeitigen Verbleib ausgelegt, Safe the Children stellt jedoch fest, dass diese Unterbringungen oft „über Monate oder sogar Jahre der zentrale Lebensmittelpunkt für Kinder“ werden. Insbesondere die Belastung für das Leben von Familien sei hoch. Die NGO warnt, dass unter Umständen sogar eine „gesunde Entwicklung der Kinder“ beeinträchtigt werde. Die Situation habe das Potential, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen noch weiter zu verstärken.

Dr. Thomas Meysen, ein Autor der Expertise, erklärt: „Die Belastungen nach der Flucht wiegen für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen noch schwerer als die Zeit vor und während der Flucht.“ Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von Save the Children, fügt an: „Diese Kinder haben ihr Zuhause verlassen, sie haben Krieg erlebt und oft auch Angehörige verloren. Dazu haben sie eine anstrengende Flucht hinter sich. Was sie bei uns brauchen, sind Ruhe und Geborgenheit sowie professionelle Hilfe, das Erlebte zu verarbeiten – und sie müssen in allen Bundesländern die gleichen Bedingungen vorfinden.”

Gravierende Unterschiede zwischen den Bundesländern

Die Bedingungen in den Bundesländern weisen zum Teil gravierende Unterschiede auf. Darauf weist auch Maike Röttger von Plan International hin: „Einige Bundesländer setzen sich bereits mit den Kinderschutzstandards in ihren Aufnahmeeinrichtungen auseinander.“ Save the Children und Plan International setzen sich für bundesweit einheitliche Standards für die Unterbringung geflüchteter Kinder ein, die das Kindeswohl und die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Röttger weiter: „Das Gutachten zeigt aber auch, dass Mädchen und Jungen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus immer noch diversen Formen von Benachteiligung ausgesetzt sind – dabei verbietet die UN-Kinderechtskonvention jegliche Form der Diskriminierung. Die Behörden haben hier eine Verantwortung, jedes Kind hat das Recht auf bestmögliche Chancen für ein gesundes Aufwachsen.“

Gesunde Entwicklung der Kinder wird durch strenge Verwaltungsvorschriften eingeschränkt“

Kritisiert werden die beengten Wohnverhältnisse und die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten für Familien, außerdem fehle es an Zugang zu Bildung, Förderung, Beratung und Therapien. Strenge Verwaltungsvorschriften und Reglementierungen sowie ein Mangel an Freizeitangeboten schränken der Studie zu Folge die gesunde und altersgemäße Entwicklung der geflüchteten Kinder zusätzlich ein.