In der Türkei wurden innerhalb von sechs Tagen neun Leichen an verschiedene Urlaubsstrände geschwemmt. Bei manchen sollen Gliedmaßen fehlen. Den jüngsten Fund hat ein Angler am Montag in Köyceğiz bei Muğla gemacht. Es handelte sich um die stark verweste Leiche einer Frau, teilten örtliche Behörden mit. Acht weitere Leichen wurden in den vergangenen Tagen in Antalya gefunden.
Angefangen hatte die ungewöhnliche Serie am 17. Januar mit einem Leichenfund am Strand von Manavgat. Kurz darauf wurden dort sowie in Alanya und Serik vier weitere Leichen entdeckt. Wie es heißt, sollen bei einem Opfer offenbar der Kopf und ein Arm gefehlt haben, bei einem toten Mädchen die Beine. Am Samstag dann die nächsten Leichenfunde: Ein Toter lag am Strand in Manavgat, ein anderer in Kizilot. Am Sonntag fanden Angestellte eines Fünf-Sterne-Hotels in Aksu die Leiche eines jungen Mannes.
Die Leichen in Antalya sind in einem 73 Kilometer langen Küstenabschnitt aufgetaucht, berichteten türkische Medien. Manche der Körper sollen so schwer beschädigt gewesen sein, dass sie nicht mehr identifizierbar waren. Teilweise sieht es so aus, als seien Körperteile abgetrennt worden. Einige der Toten sollen lediglich Shorts und Schuhe getragen haben. Bei der Frau, die in Serik angespült wurde, könnte es sich um eine 18-Jährige handeln, die seit rund zwei Wochen vermisst wird. Ihre Familie ist aus Istanbul angereist, damit ein DNA-Test stattfinden kann.
Tote womöglich Geflüchtete aus Syrien
Die türkische Küstenwache äußerte den Verdacht, dass es sich bei den übrigen acht Toten um Geflüchtete aus Syrien handeln könnte. Vor der Küste ist vor kurzem ein Flüchtlingsschiff gesunken. Nach Angaben der libanesischen Botschaft in der Türkei startete das Boot am 11. Dezember 2023 an der Nordküste Libanons das Ziel war demnach Zypern. An Bord hätten sich syrische Staatsangehörige befunden. Türkischen Behörden zufolge sollen mindestens sieben der in Antalya angespülten Leichen in Syrien gefertigte Kleidung getragen haben.
Mittelmeerroute tödlichste Fluchtroute
Menschenrechtsorganisationen bezeichnen die Mittelmeerroute als tödlichste Fluchtroute, die es gibt. Sie führt direkt an der Küste im Süden der Türkei vorbei. Im Jahr 2023 sind mindestens 2.797 Menschen laut den Zahlen der Vereinten Nationen (UNO) auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer gestorben. Seit dem Jahr 2014 sind bis zu diesem Zeitpunkt rund 28.500 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken. Die Dunkelziffer scheint deutlich höher.