Mörder von Paris am Montag vor dem Haftrichter
Der Todesschütze von Paris befindet sich nach einem eintägigen Aufenthalt in der psychiatrischen Station der Polizeipräfektur wieder in Gewahrsam. Am Montag soll er einem Haftrichter vorgeführt werden.
Der Todesschütze von Paris befindet sich nach einem eintägigen Aufenthalt in der psychiatrischen Station der Polizeipräfektur wieder in Gewahrsam. Am Montag soll er einem Haftrichter vorgeführt werden.
Der Todesschütze von Paris soll am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Sonntag mit. Am Nachmittag wurde er zudem von der psychiatrischen Station der Polizeipräfektur wieder zurück in den Gewahrsam transportiert. Ein Arzt hatte bei einer Untersuchung am Samstag festgestellt, dass der Gesundheitszustand des Mannes sich nicht mit seinem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vertrage.
Am Freitag hatte der Franzose William M. drei Menschen in der Rue d’Enghien erschossen: Emine Kara (Evîn Goyî), M. Şirin Aydın (Mîr Perwer) und Abdurrahman Kızıl. Weitere drei Menschen wurden verletzt, einer von ihnen schwer. Laut Staatsanwaltschaft habe sich der Mann in seiner Vernehmung umfassend geständig gezeigt. So soll er sich zu einem „pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer“ bekannt haben. Der Mann habe seit einem Einbruch vor sechs Jahren „immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten“. Bereits am Samstag war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.
Zwei der Opfer starben sofort
Laut Staatsanwaltschaft wollte William M. ursprünglich im nördlich von Paris gelegenen Vorort Saint-Denis Menschen angreifen. Er habe sich bewaffnet dorthin begeben, „um Morde an ausländischen Personen zu begehen“. Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte. Sodann habe er sich in das zehnte Arrondissement nahe seinem Elternhaus in der Pariser Innenstadt begeben. Vor dem kurdischen Gemeindezentrum „Centre Culturel De Kurde Paris Ahmet Kaya“ schoss er auf Emine Kara, M. Şirin Aydın und Abdurrahman Kızıl. Zwei der Opfer starben sofort. Die dritte Person rettete sich zunächst in ein gegenüber liegendes kurdisches Restaurant und erlag dort ihren Verletzungen. Im benachbarten Friseursalon verletzte der Angreifer dann drei Menschen. Einer der Angegriffenen konnte ihn überwältigen und entwaffnen. Niemand der Verwundeten aus dem Barbiershop befindet sich noch in Gefahr, aber zwei von ihnen liegen weiterhin im Krankenhaus.
William M. war am Freitag mit seiner Waffe, vier Magazinen mit insgesamt 14 Schuss sowie einer Schachtel mit 25 Schuss Munition festgenommen worden. Den Angaben zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten. Angeblich hätte er sich selbst als depressiv und suizidär bezeichnet. Außerdem will er es auf alle migrantischen und ihm unbekannte Menschen abgesehen haben, wie die Staatsanwältin sagte. Gegen Kurdinnen und Kurden habe er laut seiner Aussage etwas gehabt, weil sie „bei ihrem Kampf gegen den IS Gefangene nahmen statt sie zu töten“. Im Umfeld des mutmaßlichen Täters sei allerdings kein besonderes Interesse für die Situation von kurdischstämmigen Menschen bekannt, wie die Staatsanwaltschaft nach Befragungen mitteilte. Nach einem Einbruch 2016 hätten seine Bekannten aber einen radikalen Verhaltenswandel festgestellt.
William M. war Schütze in einem Sportverein und im Besitz zahlreicher Waffen. Erst vor wenigen Tagen war aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migrant:innen angegriffen und mehrere Menschen mit einem Säbel verletzt. Auch 2016 soll er aus rassistischen Motiven heraus einen Mordversuch unternommen haben. 2017 wurde er zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe und fünf Jahren Waffenbesitzverbot verurteilt.
Gedenkmarsch bis zur Rue La Fayette
Der kurdische Dachverband „Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich“ (CDK-F) wertet den Angriff als „terroristische Attacke“, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Für den morgigen Montag ruft der Verband zu einer Gedenkdemonstration auf – um der Ermordeten zu erinnern und die „Straflosigkeit für politische Attentate an Kurdinnen und Kurden“ zu verurteilen. Der Marsch soll um 12 Uhr vor dem angegriffenen Ahmet-Kaya-Kulturzentrum beginnen und bis zur nahegelegenen Rue La Fayette Nummer 147 führen. Dort befinden sich das Kurdistan-Informationszentrum, in dem am 9. Januar 2013 die kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) von einem Attentäter des türkischen Geheimdienstes erschossen worden waren. Obwohl zehn Jahre seit dem ersten Dreifachmord an kurdischstämmigen Menschen mitten in Paris vergangen sind, ist bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen worden. Ein Staatsgeheimnis blockiert die Aufklärung.