Mindestens drei Tote bei Revolte in Mahabad

In der ostkurdischen Stadt Mahabad sind mindestens drei Demonstrierende von iranischen Sicherheitskräften erschossen worden, eine unbekannte Zahl von Menschen ist verletzt.

In der ostkurdischen Stadt Mahabad im Nordwesten von Iran sind am Donnerstag mindestens drei Menschen von „Anti-Aufruhr“-Einheiten der iranischen Polizei erschossen worden, eine unbekannte Zahl von Menschen ist verletzt. Die Menschenrechtsorganisationen Hengaw und Kurdistan Human Rights Network (KHRN) berichteten übereinstimmend, dass es sich bei den Todesopfern um eine Frau mittleren Alters; Kubra Sheikh Saqa und zwei junge Männer; Zanyar Abubakri und Shaho Khazri handelt. Sie hätten sich nach der Beerdigung eines am Vortag von Regimekräften getöteten Demonstranten an einer Massendemonstration beteiligt. Die Anti-Aufruhr-Polizei und Mitglieder der paramilitärischen Basidsch-Miliz schossen mit scharfer Munition in die Menge.

Am Mittwoch waren in Ostkurdistan und Iran 40 Tage nach dem Tod von Jina Mahsa Amini Menschenmassen in dutzenden Städten auf den Straßen. Zehntausende versammelten sich allein in Seqiz, der Geburtsstadt der 22-jährigen Kurdin. Jina Mahsa Amini war im September in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei in Teheran ermordet worden. An ihrem gewaltsamen Tod hatten sich die gegenwärtige Revolution entzündet. Laut Menschenrechtsgruppen sollen bis zu 50 Demonstrierende gestern von Regimetruppen erschossen worden sein. Esmaeil Simko Mauludi, der heute in Mahabad beigesetzt wurde, war einer von ihnen.


Die Wut über den Tod des 35-jährigen Kurden mündete nach seiner Beerdigung, bei der die kurdische Nationalhymne Ey Reqîb (deutsch: „O Feind“) gesungen wurde, in eine Großdemonstration in Mahabad. Vom Friedhof zog eine riesige Menschenmasse „Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein!“ und „Jin, Jiyan, Azadî“ skandierend bis in das Stadtzentrum, mehrere Gebäude von Regimebehörden wurden besetzt, unter anderem das Finanzamt und die staatliche iranische Hilfsorganisation „Komitee Emdad Imam Khomeini“. Der Sitz des örtlichen Provinzgouverneurs wurde umstellt und wird von Demonstrierenden noch immer belagert, zudem wurden einige Behörden in Brand gesteckt. Aus den kurdischen Städten Bokan, Bane, Dêwlan (Dehgolan) wird ebenfalls von massiven Protesten und Schüssen auf Demonstrierende berichtet.

40 Todesopfer in Ostkurdistan

Die Proteste in Iran und Ostkurdistan dauern seit fast sechs Wochen an. Laut Menschenrechtsgruppen wurden landesweit bis zu 400 Menschen getötet und über 13.500 festgenommen. Unter den Todesopfern sind nach Angaben des KHRN mindestens 40 Kurdinnen und Kurden.