Mindestens 90 Schutzsuchende an EU-Außengrenze ertrunken

Beim Untergang zweier mit Schutzsuchenden besetzter Boote vor der libyschen Küste sind mindestens 90 Menschen ertrunken. Nur 47 Schutzsuchende konnten lebend geborgen werden.

Mit dem heraufziehenden Winter wird die Mittelmeerroute für Schutzsuchende immer tödlicher. Nachdem die EU-Staaten, unter anderem unter Federführung des deutschen Verkehrsministers Andreas Scheuer, nahezu alle zivilen Rettungsboote ausgeschaltet haben, starben am Donnerstag mindestens 90 Schutzsuchende, als ihre Boote vor der libyschen Küste sanken. Die UN-Organisation IOM teilte mit, dass vor der Stadt Chums ein mit 120 Schutzsuchenden besetztes Boot gesunken sei. Dabei konnten 47 Personen lebend geborgen werden, während 74 Menschen ertranken. Mittlerweile seien 31 Leichen geborgen worden. Unter den Toten sollen sich etliche Kinder befinden.

Sie haben entschieden, sie ertrinken zu lassen“

Ein weiteres Boot sank vor der Stadt Surman. Dabei sind nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen (MSF) mindestens 20 Menschen gestorben. Drei Frauen konnten von Fischern als einzige Überlebende geborgen werden. MSF teilte mit: „Unsere Teams in Sorman haben heute drei Frauen als einzige Überlebende eines weiteren Schiffsunglücks unterstützt, bei dem 20 Menschen ertranken. Von lokalen Fischern gerettet, standen sie unter Schock; sie haben mitansehen müssen, wie Ihre Lieben in den Wellen verschwanden und vor ihren Augen starben.“

AlarmPhone teilte mit, mehrfach von dem Boot in Seenot kontaktiert worden zu sein. Die Initiative informierte daraufhin verschiedenste EU-Staaten. „Wir haben den Kontakt zu ihnen verloren, aber wiederholt eine Such- und Rettungsaktion der EU-Behörden gefordert. Vergeblich. Sie beschlossen, sie ertrinken zu lassen. Unsere Herzen sind gebrochen.“