Luftoffensive auf Kurdistan: Spontaner Protest in Wien

In Reaktion auf die Luftangriffe der Türkei auf Rojava und Südkurdistan haben sich in Wien rund 100 Menschen vor dem österreichischen Parlament versammelt. Eine weitere Demonstration ist am Mittag vor der Oper geplant.

In Reaktion auf die Luftangriffe der Türkei auf Rojava und Südkurdistan versammelten sich heute Nacht in Wien rund 100 Menschen vor dem österreichischen Parlament. Mit lautstarken Parolen brachten sie ihre Wut und Trauer über den Terror aus der Luft zum Ausdruck. Für kurze Zeit wurde auch die Wiener Ringstraße blockiert.

Die türkische Armee hat am späten Samstagabend eine massive Luftoffensive eingeleitet. Zu den Angriffszielen in Rojava (Nordsyrien) gehören unter anderem Kobanê, die Şehba-Region und die Stadt Dêrik. In Südkurdistan (Nordirak) sind die Qendîl-Berge und das Asos-Gebirge bombardiert worden. Es ist von zahlreichen Toten und Verletzten die Rede. Gesicherte Angaben über die Anzahl der Opfer liegen noch nicht vor.

Weitere Demonstrationen in Österreich

Kurdische und internationalistische Strukturen rufen für den heutigen Sonntag zudem zu einer gemeinsamen Demonstration auf. Der Protestmarsch beginnt um 12.30 Uhr vor der Wiener Oper. Auch in anderen österreichischen Städten wird demonstriert. In Innsbruck ist ab 14.00 Uhr eine Demonstration geplant, Treffpunkt ist das Goldenes Dachl. In Graz beginnt um 18.00 Uhr eine Demonstration vor dem Volkshaus (Lagergasse 98).

Erwarteter Angriff

Ein türkischer Angriff in dieser Größenordnung war erwartet worden. Die Türkei hatte Anfang der Woche eine angebliche Syrerin für den Anschlag in Istanbul verantwortlich gemacht, bei dem am Sonntag sechs Menschen getötet worden waren. Demnach soll die inzwischen verhaftete Frau ihre Anweisungen von „Terrororganisationen“ in Kobanê erhalten haben, gemeint sind die PKK und die YPG. Beide Organisationen wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück und warfen der Regierung in Ankara vor, „Lügen“ zu verbreiten und das Bild eines „realitätsfernen Szenarios“ zu zeichnen, um eine Grundlage für einen Angriff zu schaffen.

Die Türkei beruft sich bei ihrem Vorgehen wie schon bei vorausgegangen Invasionen und Angriffskriegen auf das Recht zur Selbstverteidigung nach Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen (UN). Das türkische Verteidigungsministerium bezeichnete die Luftoffensive als eine Reaktion auf „Anschläge der KCK/PKK/YPG und anderer Terrororganisationen“ auf die Bevölkerung und Streitkräfte des Landes.