„Seit dem späten Samstagabend greift der türkische Staat zahlreiche Ziele in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) und Başûr (Südkurdistan/Nordirak) an. Die Angriffe, die aus der Luft erfolgen, richten sich in Rojava gegen den gesamten Grenzstreifen, darunter Kobanê, Dêrîk, Şehba, Girê Spî und Dirbesiyê. In Südkurdistan wird sowohl über Bombardierungen in Qendîl als auch in Şengal berichtet.
Nach dem Anschlag in Istanbul, den das türkische Regime verzweifelt und mit einer zutiefst schlechten Inszenierung versuchte, der PKK und den YPG anzuhängen, war es in den letzten Tagen vor allem eine Frage der Zeit, wann und in welcher Intensität diese Angriffe erfolgen würden. Nach Samstagabend können wir sagen: Die Angriffe sind immens! Sie haben das Ziel, die Revolution in Kurdistan zu zerstören. Sie haben das Ziel, den Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung zu beenden. Sie haben das Ziel, die Vernichtung der kurdischen Identität, der kurdischen Kultur und des kurdischen Landes voranzutreiben und umzusetzen.
Diese Angriffe sind ein Angriff auf alle Menschen, die an der Seite der kurdischen Freiheitsbewegung stehen. Sie sind ein Angriff auf die Frauenrevolution, auf ein Leben in Einklang mit der Natur, auf gesellschaftliche Selbstbestimmung und Selbstverteidigung. Sie sind ein Angriff auf ein Zusammenleben fernab von Staat, Macht und Gewalt. Diese Angriffe sind ein Angriff auf gesellschaftliche Emanzipation, feministische Errungenschaften und internationale Solidarität.
Wenn Kurdistan angegriffen wird, geht es darum, den Hoffnungsschimmer der Revolution in Rojava zu ersticken. Der Hoffnungsschimmer, der Menschen weltweit gezeigt hat, dass ein anderes Zusammenleben möglich ist und dass es sich lohnt zu kämpfen - gemeinsam und internationalistisch.
Die Angriffe erfolgen in einer Zeit, in der die Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) mit den aktuellen Protesten im Iran und Ostkurdistan erneut in alle Welt strahlt. Selbst Politiker:innen wie Annalena Baerbock haben in den vergangenen Wochen immer wieder versucht, sich mit dieser Parole zu schmücken und sie zu missbrauchen. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, die Ideen, auf denen „Jin, Jiyan, Azadî“ beruht, zu verteidigen. Heute mehr denn je.
Denn wir wissen, dass es nicht allein der türkische Staat ist, der diese Angriffe durchführt. Sie erfolgen im Namen der NATO. Sie erfolgen mit deutschen Waffen. Sie erfolgen mit staatlicher diplomatischer Unterstützung.
Deswegen rufen wir alle Menschen auf, ihre Solidarität mit der kurdischen Freiheitsbewegung auf die Straßen zu tragen. Werdet aktiv! Schafft Öffentlichkeit für die Angriffe! Informiert Eure Familien, Freund:innen, Nachbar:innen, lokale Zeitungen, Vereine, Bewegungen und Politiker:innen! Organisiert Kundgebungen und Demonstrationen! Geht an die Orte der Kriegsmaschinerie, stört das alltägliche Geschäft mit dem Tod! Demaskiert die Unterstützer und Profiteure dieses Krieges!
Schon einmal wurden große Teile in Rojava und Südkurdistan angegriffen - als 2014 der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) versuchte, einen Genozid am kurdischen Volk voranzutreiben. Als Kobanê angegriffen wurde, strömten weltweit Menschen auf die Straßen, die sich an die Seite der Kämpfer:innen der YPG und YPJ stellten. Damals wurde in internationaler Solidarität das geschafft, was kaum jemand erwartete: Die Angriffe des IS wurden zurückgeschlagen.
Heute versucht der türkische Staat das zu vollenden, was der IS nicht geschafft hat. Unsere Reaktion muss größer sein als 2014. Sie muss in alle Welt strahlen. Sie muss zeigen, dass internationale Solidarität und ein gemeinsamer Kampf stärker sind als alle Kampfflugzeuge dieser Welt!
Es lebe der Widerstand in Kurdistan! Es lebe die Frauenrevolution in Rojava!
Jin, Jiyan, Azadî! Frauen, Leben, Freiheit!“