Lesungen in Thüringen: „Geflohen. Verboten. Ausgeschlossen.“

In drei Städten in Thüringen haben Lesungen mit Alexander Glasner-Hummel, einem der Autoren des Buches „Geflohen. Verboten. Ausgeschlossen. Wie die kurdische Diaspora in Deutschland mundtot gemacht wird“, stattgefunden.

Weg mit dem PKK-Verbot

In Erfurt, Jena und Weimar fanden Lesungen mit Alexander Glasner-Hummel, einem der Autoren des Ende Oktober 2023 im Westend Verlag erschienenen Buches „Geflohen. Verboten. Ausgeschlossen. Wie die kurdische Diaspora in Deutschland mundtot gemacht wird“, statt. Die Veranstaltungen wurden in Zusammenarbeit von Women Defend Rojava Jena, der Internationalistischen Jugendkommune Weimar und dem Kurdischen Kulturverein Erfurt organisiert.

So kamen durch die Veranstaltung an den jeweiligen Tagen verschiedene mit der kurdischen Freiheitsbewegung solidarische Gruppen zusammen.

In der gemeinsamen Einladung zu den Veranstaltungen wurde die Buchankündigung des Verlages zitiert: „Jahrzehntelang wurden sie als ‚Terroristen‘ verunglimpft und ihre Organisationen als ‚Hauptfeind der inneren Sicherheit‘ diffamiert: Kurdinnen und Kurden in Deutschland. Obwohl diese Menschen einst aus ihrer Heimat geflohen sind, um Schutz vor Krieg und Verfolgung zu finden, kriminalisiert der Westen und insbesondere Deutschland fast alle Organisationen der kurdischen Diaspora. Diese Politik wird bis heute mit dem PKK-Verbot von 1993 gerechtfertigt. Jede Bundesregierung, gleich welcher Farbkonstellation, hat diese antikurdische Politik bisher fortgeführt. Erstmals zeigen Alexander Glasner-Hummel, Kerem Schamberger und Monika Morres mit welch autoritären Methoden Kurdinnen und Kurden hierzulande mundtot gemacht werden. Sie stellen fest: Die Repression gegen die kurdische Bewegung ist ein deutsches Demokratiedefizit.“

Bei den Lesungen zitierte der Autor Alexander Glasner-Hummel einige Passagen aus dem Buch. Es wurde deutlich, wie facettenreich die Kriminalisierung und Repression gegen die kurdische Befreiungsbewegung ist und wie mit dem PKK-Verbot jegliche Form kurdischen Lebens, Kultur oder Medien wahllos kriminalisiert wird. Vor allem an dem Beispiel des Verbots des Mezopotamien Verlags wurde diese Tatsache den anwesenden Teilnehmer:innen deutlich.

Die lange Geschichte der geopolitischen deutsch-türkischen Beziehungen, die seit dem Osmanischen Reich bestehen, wurden als Grundlage für die heftige Form der Kriminalisierung immer wieder benannt. Koloniale und damit wirtschaftliche Interessen der nationalistischen Kräfte müssen dabei besonders in den Vordergrund gezogen werden. Die Intensität der Repression, die sich seit dem Düsseldorfer Prozess vor allem in Deutschland gegen Kurd:innen richtet, wurde vielen Teilnehmer:innen durch die historische Einordnung während der Veranstaltung stärker bewusst. Die Dringlichkeit, sich gegen das PKK-Verbot zu organisieren und die sofortige Aufhebung dessen zu fordern, haben einige Teilnehmer:innen im Rahmen der Veranstaltung betont.

So fragte eine der Anwesenden: „Wie kann es sein, dass die kurdische Freiheitsbewegung so viel Repressionen und Verboten ausgesetzt ist, aber die Grauen Wölfe größtenteils unbeirrt agieren können?“

Vor allem in Zeiten, in denen der Faschismus weltweit zunimmt, und mit der Realität der Landtagswahlen in Thüringen, scheint diese Tatsache für viele Teilnehmer:innen unverständlich und zeige die fehlende Konsequenz des deutschen Staates, faschistische, nationalistische und demokratiefeindliche Kräfte zu identifizieren und sich gegen sie zu stellen. Es liege also an allen anderen, Gerechtigkeit zu fordern und es nicht hinzunehmen, dass die kurdische Bewegung, die eine Hoffnung gebende Perspektive auf Demokratie, Ökologie und Geschlechterbefreiung in der ganzen Welt darstellt, derart kriminalisiert wird.

Zum Abschluss betonte Glasner-Hummel, dass die kurdische Freiheitsbewegung selbst die Antwort darauf sei, wie mit all dieser erschlagenden Repression umgegangen werden kann und wie nicht die Hoffnung verloren werden kann: „Berxwedan Jiyane“ also „Widerstand ist Leben“!

Die Veranstaltungen wurden in allen Städten gut besucht und sind für die Aktivist:innen ein Erfolg. „Wir haben durch die Lesungen nicht nur mehr Bewusstsein über die Situation der kurdischen Diaspora und die Rolle der BRD darin schaffen können, sondern wir konnten auch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Strukturen in Thüringen stärken“, so eine der Organisatorinnen von Women Defend Rojava Jena.