Leipzig: Solidarität mit Rojava

„Die Revolution von Rojava verteidigen heißt, überall auf der Straße zu sein“, sagten Aktivist:innen in Leipzig bei Protesten gegen die türkisch-dschihadistische Invasion in Syrien.

„Biji Berxwedana Rojava“

Nachdem bereits am Sonntagabend etwa 50 Personen spontan durch die Straßen gezogen waren, um auf die sich immer weiter zuspitzende Lage in Nord- und Ostsyrien und die Angriffe der dschihadistischen Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) aufmerksam zu machen, setzte sich der Protest auf den Straßen Leipzigs in den darauffolgenden Tagen fort. Am Dienstag und am Mittwoch wurden in der Innenstadt Mahnwachen durchgeführt, um mit Passant:innen ins Gespräch zu kommen und den Krieg öffentlich zu thematisieren.

„Wenn man die Menschen aus ihrer scheinbar idyllischen Weihnachtsmarktrealität herausholt und auf Krieg anspricht, reagieren viele erst einmal genervt und berichten von Lähmung und Hilflosigkeit. Mit ihnen über die Errungenschaften der Revolution in Rojava zu sprechen, kann dem eine Perspektive der Hoffnung entgegensetzen und stößt auf viel Interesse“, berichtete eine Aktivistin von der feministischen Organisierung „Gemeinsam kämpfen!“.

Am Abend des 4. Dezember versammelten sich dann Aktivist:innen am Leipziger Willy-Brand-Platz zu einer Demonstration gegen die NATO-Offensive in Syrien und für die Verteidigung der Selbstverwaltung in Rojava, zu der ein Bündnis aus verschiedenen revolutionären Organisationen aufgerufen hatte.


„Jin Jiyan Azadî“, „Bijî Berxwedana Rojava“ und „Palästina Kurdistan – Intifada Serhildan“ tönte es durch die Straßen und in Redebeiträgen wurde die Situation der widerständigen Zivilbevölkerung, welche den Angriffen der dschihadistischen HTS ausgesetzt sind, thematisiert. Die Redner:innen forderten radikal demokratische Lösungen und eine internationale Verteidigung der Selbstverwaltung. Immer wieder stellten sie klar: „Nicht Erdogan, nicht Assad, nicht HTS sind die Lösung!“

Als Beispiel, wie eine Alternative zum kapitalistischen Patriarchat mit einem freien Leben für alle aussehen könne, wurde die Selbstverwaltung in Rojava beschrieben, da diese auf der Seite des Lebens stehe. Während sich syrische Truppen aus den angegriffenen Gebieten zurückzogen, seien die Selbstverteidigungseinheiten der demokratischen Selbstverwaltung der Region zur Hilfe gekommen und leisteten seither Widerstand.

Die Demonstration wurde von kraftvoller kurdischer Musik begleitet, zwischendrin riefen zwei junge Veranstalter:innen die Leipziger:innen auf, aktiv zu werden und nicht zu schweigen. Um auf die besondere Rolle der Frau aufmerksam zu machen, wurde die Demonstration von Frauen angeführt. Dies sei eine bewusste Entscheidung, erklärte eine Vertreterin der Kampagne „Women Defend Rojava“. Denn so wie der Krieg die Frauen am schlimmsten trifft, so führen diese auch besonders stark den Widerstand gegen die Angriffe vor Ort an. Frauen sind beispielsweise besonders von Verschleppungen dschihadistischer Truppen betroffen. Es sind aber die Frauen gewesen, die den sogenannten IS schon einmal heldenhaft bekämpft und so die Welt zu einem sichereren Ort für alle gemacht haben, sagte die Aktivistin. Mit dem Slogan „Jin Jiyan Azadî“ machten die Teilnehmer:innen deutlich, dass die Revolution in Rojava eine Frauenrevolution ist.

Die Organisator:innen verorten sich mit ihrer Veranstaltung innerhalb einer internationalistischen Antikriegsbewegung. Sie wollen auf die Rolle Deutschlands aufmerksam machen, denn Deutschland vertrete in diesen Kriegen imperialistische Interessen und liefere der Türkei die Waffen, mit denen die islamistischen Kräfte nun ausgerüstet werden. Sie fordern außerdem: „Grenzen auf! Bleiberecht für alle, denn es ist offensichtlich, dass deutsche Waffen und NATO-Interessen Fluchtursache für Hunderttausende sind.“

Im Rabet im Osten Leipzigs fand die Veranstaltung mit Rufen für Frieden und Freiheit am neu eingeweihten Gedenkort gegen Feminizide und kurdischen Kreistänzen ein kraftvolles Ende.