Leerstand in Celle: „Zu schön zum Gammeln”

Die Gruppe „Celle Positiv Besetzen” hat mit einer Aktion auf ungenutzte Gebäude im Stadtgebiet Celle hingewiesen. Der Protest richtet sich gegen die Leerstandspolitik und stellt zugleich einen Akt der Solidarität mit bedrohten Wohnprojekten in Berlin dar.

An diesem Freitag hat die Aktionsgruppe „Celle Positiv Besetzen” durch Banner und Schilder auf ungenutzte Gebäude im Stadtgebiet Celle hingewiesen. Der Protest richtet sich gegen die Leerstandspolitik der Stadt. Gleichzeitig drückt die Gruppe Solidarität mit den von Zwangsräumungen bedrohten Wohn- und Kulturprojekten „Liebig34”, „Syndikat”, „Potse”, „Meuterei” und „Rigaer94” in Berlin aus.

Denn viele Gebäude stehen überall, so auch in Celle, leer, während wie verrückt gebaut wird, um neuere und teurere Immobilien zu haben. „Wo ist der Sinn?” fragen sich viele. Für Menschen mit wenig oder gar keinem Einkommen wird es immer schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden.

Marie, eine der Aktivist*innen von „Celle Positiv Besetzen”, sagt zu ihrer Motivation: „Es ist traurig zu sehen, wie eine so schöne Stadt wie Celle zum Spekulationsobjekt reicher Firmen und Menschen wird. An allen Ecken und Enden vergammeln mögliche Zuhause und daneben sollen Wald- und Grünflächen neuen Betonkästen weichen. Wir fordern erschwingliches Wohnen für alle und die Sanierung und Weiternutzung bestehender Gebäude!”

© M. Martens 

Es wäre möglich, die gesamten Häuser, die in Celle und anderswo leer stehen, zu renovieren und wieder zu nutzen, bevor weitere Gebäude gebaut werden.

Auf Schildern vor staubigen, verlassenen Fenstern weist die Aktionsgruppe zudem auf die Umweltzerstörung und Menschenrechtsproblematiken bei Neubauten hin: Die Zementproduktion trägt massiv zum globalen Klimawandel bei. Zudem wird durch Kalksteinabbau fruchtbares Land verseucht, indigene Gemeinschaften im globalen Süden werden vertrieben.

Selina, ebenfalls von „Celle Positiv Besetzen”, kritisiert: „In einer Welt, in der es immer mehr um Profit und Ausbeutung geht, werden kollektive Projekte, die ein alternatives Leben entwickeln, massiv angegriffen. Etwa das Syndikat, die Meuterei oder die Liebig 34 in Berlin, der Wagenplatz Unfug in Lüneburg - sie alle sollen geräumt werden und damit nicht mehr existieren. So werden in einer Zeit, in der rechte Strukturen und Rassismus massiv erstarken - ob in der Bundeswehr, Polizei, in den Parlamenten durch die AfD oder an den EU-Außengrenzen durch Abschottung - linke Gedanken und Alternativen bekämpft, während das rechte Auge blind bleibt.”

© M. Martens 

So gehe es nicht weiter, bilanziert Marie. „Celle soll doch für ein gesundes, lebendiges und lebenswertes Umfeld für alle Menschen, alle Altersgruppen stehen. Ein erster, aber wichtiger Schritt dahin ist es, bestehende Häuser zu pflegen und preiswert zur Verfügung zu stellen. Wenn sich nicht bald etwas ändert, werden wir die Sache selbst in die Hand nehmen und Celles Leerstand positiv besetzen!”

Die Aktionsgruppe fordert: „Wir wollen die Häuser für die, die sie brauchen - nicht für Spekulant*innen. Wir wollen eine Rücksicht auf die Natur - also keine Abholzungen und Versiegelung des Bodens. Wir wollen zur Ruhe kommen, das was es gibt gerecht teilen und aufeinander und die Natur achten. Deshalb haben wir uns die Häuser für einen Moment genommen, um zu zeigen, was möglich wäre! Es gibt wunderschöne Häuser in dieser Stadt, die einfach zerfallen oder leer stehen. Lasst sie uns nutzen, mit Leben, Kunst und Kultur füllen, Orte der Begegnung schaffen. Gegen die Stadt der Reichen und Spekulant*innen. Gegen Ausgrenzung, Profitgier und Zerstörung! Die linken Projekte Liebig34, Syndikat und alle anderen sollen bleiben!”

© M. Martens