Lausanner Aufruf für Frieden und Dialog in Kurdistan

Kurdische und Schweizer Mandatsträger:innen aus Lausanne fordern von allen Parteien in Kurdistan, bestehende Probleme über einen Dialog zu lösen. Die Türkei wird zum Truppenabzug aus Südkurdistan aufgefordert.

Kurdische Mandatsträger:innen aus Lausanne appellieren zusammen mit Schweizer Abgeordneten an alle Parteien in Kurdistan, ihre Probleme durch einen Dialog und auf friedlichem Weg zu lösen. In dem von Mitgliedern des Schweizerischen Bundesparlaments und Lokalpolitiker:innen unterzeichneten Appell heißt es:

Die jüngsten Nachrichten über Konflikte und Spannungen in der autonomen Region der Kurdischen Regionalregierung Irak beunruhigen uns, gewählte Kurdinnen und Kurden in der Diaspora und ihre Freundinnen und Freunde, sehr. Obschon die Gefahr durch den IS in der ganzen Region weiterhin besteht, gefährden die Militäroperationen des türkischen Staates im Nordirak die Sicherheit und das Leben der Zivilbevölkerung. Der militärische und politische Druck der Regionalmächte auf die kurdische Bevölkerung führt zu Spannungen und Konflikten zwischen den Kurdinnen und Kurden im Irak und der Türkei.

Der erfolgreiche Kampf gegen den IS mit der internationalen Koalition in Syrien und im Irak gab dem Kampf des kurdischen Volkes für Demokratie, Frieden und Freiheit in den letzten Jahren einen bedeutenden Impuls und führte weltweit zu grosser Sympathie. In einer Zeit, in der das militärische, politische und kulturelle Interesse am kurdischen Volk zunimmt, schaden die Nachrichten über Spannungen und Konflikte in der autonomen Region der Kurdischen Regionalregierung, d.h. insbesondere zwischen der KDP und der PKK, der gerechten Sache des kurdischen Volkes sehr.

Als gewählte Bürgerinnen und Bürger eines neutralen, demokratischen Landes wie der Schweiz, in dem die Menschen trotz aller politischen und kulturellen Unterschiede friedlich zusammenleben, erwarten wir von den kurdischen Parteien, dass sie ihre Probleme durch den Dialog und auf friedlichem Weg lösen, so wie dies die zivilisierte Welt erwartet. Der Blick auf die schmerzhaften letzten 30 Jahre erinnert uns daran, dass das kurdische Volk selbst aufgrund der innerkurdischen Konflikte am meisten verliert. Wir bedauern, dass das kurdische Volk, das ein Jahrhundert lang in Unterdrückung gelebt hat, die Hoffnung auf Frieden und Demokratie in Nordirak scheinbar aufgegeben hat. Diese Situation beunruhigt uns und die Freundinnen und Freunde des kurdischen Volkes sehr.

Deshalb laden wir, gewählte Kurdinnen und Kurden in der Diaspora und Freundinnen und Freunde des kurdischen Volkes, die Konfliktparteien ein, ihre Probleme an einem Tisch im Dialog und gegenseitigem Respekt zu lösen. Gleichzeitig erklären wir unsere Bereitschaft, zu einem solchen Friedensprozess beizutragen. Wir laden die grossen kurdischen Parteien und Institutionen wie das Parlament der autonomen Region Nordirak, den Kurdischen Nationalkongress (KNK), KDP, YNK und PKK ein, sich verantwortungsvoll für den Frieden einzusetzen. Es führt kein Weg am Dialog und der Entwicklung einer demokratischen Kultur in den Organisationen und politischen Parteien der Kurden und Kurdinnen vorbei.

Darüber hinaus fordern wir die türkischen Behörden auf, alle ihre militärischen Kräfte aus der Region abzuziehen und die Souveränität des Irak und der kurdischen Regionalregierung zu respektieren. Als Mitglieder der Menschheitsfamilie haben die Kurdinnen und Kurden ein Recht auf eine Zukunft in Würde und Freiheit. Hoffnung, Fortschritt und Wohlstand der Menschheit können nicht ohne Frieden gedeihen. Aber Frieden hängt auch von uns ab; nur wir können ihn aufbauen.

Nelson Mandela, der sein Leben der Lösung politischer Probleme durch Frieden und Dialog gewidmet hat, sagte: «Es ist sehr leicht, zu zerstören und niederzureissen. Die wahren Helden und Heldinnen sind aber diejenigen, die Frieden stiften und Frieden schaffen.» Streben wir nach Frieden, machen wir Frieden und die Kultur der Demokratie zu einer absoluten Priorität.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner

Mustafa Atici, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Ihsan Kurt, Stadtdirektor von Prilly, Sibel Arslan, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Fabian Molina, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Laurence Fehlmann Rielle, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Carlo Sommaruga, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Claudia Friedl, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Jon Pult, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Stefania Prezioso Batou, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Ada Marra, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Samuel Bendahan, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Ursula Schneider Schüttel, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Yvonne Feri, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Nicolas Walder, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Sandra Locher Benguerel, Mitglied des Schweizerischen Bundesparlaments, Edibe Gölgeli, Mitglied des Basler Kantonsrates, Bülent Pekerman, Mitglied des Basler Kantonsrates, Jean-Charles Rielle, Mitglied des Genfer Kantonsrates, Nicole Valiquer Grecuccio, Mitglied des Genfer Kantonsrates, Ueli Mäder, Soziologe.