Langer Marsch für Abdullah Öcalan

Der „Lange Marsch“ für die Freiheit Abdullah Öcalans ist eine traditionelle Veranstaltung der kurdischen Jugendbewegung in Europa. Am Sonntag startet die mehrtägige Demonstration mit einer Auftaktveranstaltung in Bonn Richtung Mönchengladbach.

Am kommenden Sonntag beginnt unter dem Motto „Zusammen mit Rêber Apo den Kolonialismus zerschlagen“ der traditionelle „Lange Marsch“ (kurdisch: Meşa Dirêj) der kurdischen Jugendbewegung in Europa, insbesondere in Deutschland. Mehr als 100 kurdische Jugendliche und solidarische Menschen werden auf dem mehrtägigen Marsch von Bonn bis Mönchengladbach laufen. Am 14. September wird die Demonstration mit der Teilnahme am kurdischen Kulturfestival in Kerkrade beendet werden.

Das Hauptziel des langen Marsches ist es, die Aufmerksamkeit auf die Situation in Kurdistan und auf die des PKK-Gründers Abdullah Öcalans zu lenken. Der Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung, der seit Februar 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer inhaftiert ist, wird von Kurdinnen und Kurden als ihr politischer Repräsentant angesehen. Er wendet sich gegen Separatismus und Sezessionismus und bietet eine zeitgenössische und demokratische Gesellschaftsalternative zu bestehenden reaktionären, antidemokratischen Mentalitäten und Herrschaftsformen an - nicht nur für das kurdische Volk, sondern für den gesamten Mittleren Osten. Seine Lösungsperspektive eines demokratischen Mittleren Ostens mit gleichberechtigten Völkern wird bereits vorgelebt: In Rojava (Nordsyrien). Die Jugendlichen fordern mit ihrem Marsch die Aufhebung der Isolationshaft auf Imrali, die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen und Bedingungen für Öcalan, in denen er frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Vielfältiges Rahmenprogramm

Der lange Marsch beginnt am Sonntag mit einer Auftaktveranstaltung in Bonn. Die anschließenden Stationen sind Troisdorf, Köln, Leverkusen, Düsseldorf und Mönchengladbach. An den Abenden wird es in den jeweiligen Städten verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Podiumsdiskussionen und Seminare zu Themen wie Demokratischer Konföderalismus, Jineolojî, Internationalismus und universaler Demokratie geben. Am letzten Tag findet eine gemeinsame Busfahrt zum jährlichen Kulturfestival statt, das nicht wie gewohnt in Deutschland, sondern diesmal in den Niederlanden veranstaltet wird.

AKP erteilt Absage auf Friedensangebote

Seit vielen Jahren bereits versucht Abdullah Öcalan, günstigere Bedingungen für eine friedliche, politische Lösung des Konflikts herbeizuführen. Jahrelang führte er mit der türkischen Regierung Gespräche über eine Lösung. 2009 legte er seine „Roadmap für den Frieden” vor. 2013 stoppte sein Aufruf zum Rückzug der Guerilla effektiv den bewaffneten Konflikt in der Türkei. Immer wieder ist er die Stimme des Friedens und der Vernunft.

Die 2013 begonnenen Friedensgespräche zwischen der AKP-Regierung und der PKK brach der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Sommer 2015 abrupt ab und ging wieder zu Gewalt gegen die kurdische Bevölökerung über. Auf Öcalans letztes Friedensangebot und seine Bereitschaft, „für die Lösung der kurdischen Frage seiner Verantwortung und Rolle gerecht zu werden“, erteilte der türkische Staat mit der Absetzung dreier kurdischer Bürgermeister*innen in HDP-geführten Kommunalverwaltungen ebenfalls eine Absage.