Langer Marsch für Öcalan endet in Hamburg

Der lange Marsch der kurdischen Jugendbewegung für die Freiheit von Abdullah Öcalan ist vor der Roten Flora in Hamburg abgeschlossen worden.

Der vor einer Woche in Hannover gestartete „Lange Marsch“ (kurd. Meşa Dirêj) der kurdischen Jugendbewegung ist am Abend in Hamburg abgeschlossen worden. Auf dem Dach des autonomen Zentrums Rote Flora im Schanzenviertel wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Leben heißt Widerstand“ ausgerollt und ein großes Bild von Abdullah Öcalan aufgehängt. Die Aktivist*innen riefen „Alle zusammen gegen den Faschismus“, „Bijî Azadî – bijî Rojava – Weg mit dem Verbot der PKK“ und „Bi hevre serhildan – Zusammen zum Aufstand“.

 

In einer Rede im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugenddemonstration hieß es zum Abschluss: „Wir erklären, dass wir unseren Widerstand gegen den türkischen Staat fortsetzen werden. Dieser Staat will uns töten. Wir senden Tausende Grüße nach Heftanîn, nach Imrali und an Abdullah Öcalan! Die kurdischen Jugendlichen nehmen die Verbote und Kriminalisierungsversuche des deutschen Staates nicht hin. Wer unsere Fahnen, unsere Sprache und unsere Existenz verbieten will, soll wissen, dass diese Fahnen auch hier und heute wehen. Der deutsche Staat soll wissen, dass wir mit unserem Leben und unserer Existenz hier sind. Unser Kampf wird mit allen Jugendlichen und der Offensive Bi hev re serhildan weitergehen.“

Hintergrund

Der „Lange Marsch“ (kurd. Meşa Dirêj) ist eine traditionelle Veranstaltung der europaweit organisierten kurdischen Jugendbewegung. Das Hauptziel der Demonstration ist es, die Aufmerksamkeit auf die Situation in Kurdistan und von Abdullah Öcalan zu lenken. Der PKK-Gründer und Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung, der als wichtigster politischer Repräsentant der Kurdinnen und Kurden gilt, wurde vor mehr als zwei Jahrzehnten in einer koordinierten Aktion, an der viele Staaten und Geheimdienste beteiligt waren, aus Kenia in die Türkei verschleppt. Die kurdische Gesellschaft bezeichnet diese Phase das „internationales Komplott“. Seit seiner Geiselnahme wird Öcalan auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer in Isolation gehalten, unter einem beispiellosen Haftregime, das auf körperliche und physische Vernichtung abzielt. Diese langjährige Folter wird durch weitere Einschränkungen der Haftbedingungen verschärft. Es besteht ernstlich Grund zur Sorge um das Leben des 72-Jährigen.

Abdullah Öcalan wendet sich gegen Separatismus und Sezessionismus. Er bietet eine zeitgenössische und demokratische Gesellschaftsalternative zu bestehenden reaktionären, antidemokratischen Mentalitäten und Herrschaftsformen an - nicht nur für das kurdische Volk, sondern für den gesamten Mittleren Osten. Trotz unmenschlicher Haftbedingungen auf Imrali versucht er den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Region entgegenzuwirken, indem er Vorschläge zur Lösung der kurdischen Frage entwickelt. Mit einem Paradigmenwechsel schuf er bereits die Grundlagen, um Nationalismus, Unterdrückung, Krieg und Ausbeutung den Raum zu entziehen.

Den Bemühungen den Schaden zu begrenzen zum Trotz treten die Nationalstaaten umso mehr dafür ein, dass die schon lang anhaltende Krise völlig aus dem Ruder gerät. Vor allem der türkische Staat setzt auf eine Fortsetzung des Krieges und die Vernichtung der kurdischen Identität, um die eigene Existenz zu garantieren. Die Jugendlichen fordern mit ihrem Marsch daher die Aufhebung der Isolationshaft auf Imrali und Bedingungen für Öcalan, in denen er frei leben und arbeiten kann, um so zur Lösung der kurdischen Frage und aller weiteren Probleme im Mittleren Osten beizutragen. Insbesondere mit Blick auf die türkischen Invasionen im südlichen und westlichen Kurdistan soll der Marsch auch als eindeutige Botschaft an alle europäischen Regierungen verstanden werden, die militärische, außenpolitische und wirtschaftliche Beziehungen zur Türkei pflegen. „Als kurdische und internationalistische Jugend vereinen wir uns, um gemeinsam großen Widerstand gegen den Kapitalismus, Faschismus und Kolonialismus zu leisten, um groß zu siegen”, so das Organisationskomitee.