Kurdische Studenten wegen Terrorvorwürfen inhaftiert

Ein türkisches Gericht in der nordkurdischen Provinz Dersim hat Untersuchungshaft gegen drei Studenten angeordnet. Den Studierenden wird die Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung vorgeworfen.

Ein türkisches Gericht in der nordkurdischen Provinz Dersim hat Untersuchungshaft gegen drei Studenten angeordnet. Die Studenten waren am vergangenen Dienstag im Rahmen einer groß angelegten Operation festgenommen worden, in deren Verlauf mehrere Wohnheime und Studenten-WG’s von der Polizei gestürmt wurden. Insgesamt 16 junge Frauen und Männer wurden aufgrund der Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung für Şerdil Cengiz festgenommen. Der 21-jährige Cengiz war Informatik-Student an der Munzur Universität. Am 14. Dezember 2015 wurde er bei einem Protest gegen die von der türkischen Regierung über die Altstadt von Amed (Diyarbakir) verhängte Ausgangssperre von Sicherheitskräften getötet.

Am gestrigen Freitag fand die richterliche Vernehmung der festgenommenen Studierenden statt. Acht von ihnen waren bereits im Vorfeld freigelassen worden, weitere fünf konnten gestern nach Hause gehen. Die Studenten Ş. B., C. F. und M. E. wurden wegen des Vorwurfs der „Propaganda für eine verbotene Organisation“ an ein Gefängnis überstellt. Mit einem Prozesstermin in absehbarer Zeit ist nicht zu rechnen.

70.000 Studenten in Gefängnis

Als die AKP im Jahr 2002 an die Macht kam, waren insgesamt 59.429 Personen in türkischen Gefängnissen inhaftiert, 2.776 davon waren Studierende. Einem im November von der HDP-Bildungskommission veröffentlichten Bericht zufolge sitzen derzeit 70.000 Studierende in Haft. Das bedeutet, dass die Anzahl der inhaftierten Studierenden heute höher ist als die Gesamtanzahl aller Gefangenen im Jahr 2002.