Kurdische Schutzsuchende in Tegel fürchten weiter um ihr Leben

Kurdische Schutzsuchende im Flüchtlingslager Tegel sprechen weiterhin von katastrophalen Bedingungen und Todesangst. In der Nacht zum Montag durchsuchte die Polizei das Lager. 55 Mitglieder des Sicherheitsdienstes durften den Dienst nicht fortsetzen.

Seit mehreren Tagen eskaliert die Lage im Ankunftszentrum Tegel in Berlin immer weiter. Schutzsuchende machen dafür auch die Angestellten des Sicherheitsdienstes entscheidend mitverantwortlich. Immer wieder kommt es zu Übergriffen durch das Personal. Als vergangene Woche IS-Anhänger mit dem islamistischen Schlachtruf „Tekbir" auf kurdische Geflüchtete losgingen und drohten, ihnen die Köpfe abzuschneiden, ging der Wachdienst gegen die Kurd:innen vor und beschimpfte und bedrohte sie ebenfalls mit islamistischen Parolen. Geflüchtete berichteten sogar, dass die Angreifer teilweise vom Sicherheitsdienst Messer erhalten hätten.

Bedingungen im Zelt katastrophal

Die kurdischen Geflüchteten protestierten, gingen an die Öffentlichkeit und wurden mit Isolation in einem defekten Zelttrakt de facto bestraft. Die Heizung in dem Bereich ist beschädigt und Wasser dringt ein. Mittlerweile funktioniert die Heizung sporadisch. Der Rohrbruch ist allerdings immer noch nicht beseitigt und die Duschen sind nicht benutzbar.

Razzia in Tegel

Immer wieder berichteten die Schutzsuchenden von dubiosen Personen beim Sicherheitsdienst, die beim Eintreffen der Polizei verschwänden. Aufgrund des öffentlichen Drucks führten die Polizei und das Ordnungsamt in der Nacht zum Montag eine Razzia im Ankunftszentrum Tegel durch und stellten fest, dass fast ein Drittel des einsetzten Personals des Wachdienstes, 55 von 183 Mitarbeitern, keine Lizenz und keine Ausbildung besaßen. 87 Verfahren wegen Verstößen gegen die Bewachungsverordnung wurden eingeleitet. Die 55 nichtlizensierten Kräfte mussten sofort abtreten.

Insbesondere Familien leben weiterhin in Angst

Die Bedrohungslage für die Bewohner:innen scheint sich kaum zu ändern. Menschen im Camp berichten, dass sie insbesondere Angst um ihre Familien hätten. Die schlechten Bedingungen seien im Angesicht von Todesangst zweitrangig. Sie berichten, dass die Bedrohungen durch Islamisten weiter andauern.