Kundgebung für Turgut Öker in Köln

Auf einer Kundgebung in Köln ist Freispruch und Aufhebung der Ausreisesperre für Turgut Öker gefordert worden. Der Vorsitzende der Alevitischen Union Europa steht in der Türkei wegen Präsidentenbeleidigung und Terrorpropaganda vor Gericht.

Angemeldet hatte die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF) lediglich eine Mahnwache für den Kölner Turgut Öker, der aus Sivas (Türkei) stammt. Teilgenommen haben ca. 200 Menschen an der Kundgebung am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln, um für seinen Freispruch und die Aufhebung der Ausreisesperre zu demonstrieren.

Turgut Öker, der seit über zwanzig Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, ist der Ehrenvorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschland, die ihren Sitz in Köln hat, und der Vorsitzende der Alevitischen Union Europa (AABK). Er steht in der Türkei wegen Präsidentenbeleidigung und Terrorpropaganda vor Gericht, der Prozess wird am 18. Juni 2020 in Istanbul fortgesetzt.

Unterstützt wurde die Kundgebung auch vom Verein „Stimmen der Solidarität - Mahnwache Köln", der sich für die Förderung und die Verteidigung der Menschenrechte in der Türkei einsetzt, insbesondere die Pressefreiheit, die Informationsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Reisefreiheit. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die persönlich nicht anwesend sein konnte, ließ Grüße und ihre Solidarität ausrichten. Redebeiträge wurden unter anderem von Jörg Detjen (DIE LINKE), Mitglied im Kölner Stadtrat, gehalten.

Aleviten, eine religiöse Minderheit, werden in der Türkei seit vielen Generationen verfolgt und diskriminiert. Der alevitische Glaube steht für Gerechtigkeit, Toleranz, Mitgefühl und Nächstenliebe. Die Mehrheit der für Sunniten geltenden Verbote und Gebote aus dem Koran werden von Aleviten nicht anerkannt bzw. befolgt. So töteten im Juli 1993 islamistische Pogromisten im anatolischen Sivas 33 Besucher*innen eines Festes der alevitischen Minderheit, dies ist bekannt als das „Massaker von Sivas“.

Die Kölnerin Tanja Benckendorf, die Turgut Öker persönlich kennt und den Fall seit langer Zeit verfolgt, erklärte gegenüber ANF: „Die Anklage gegen Turgut Öker ist ein Angriff auf alle Aleviten. Er hat sich seit seiner Jugend für das Alevitentum eingesetzt, dafür, dass alle Aleviten ihren Glauben frei leben und praktizieren können. Er hat dafür gekämpft, dass Aleviten, da sie nicht in Moscheen beten wie Sunniten, eigene Gebetshäuser („Cemevi") bekommen, und dass in deutschen Schulen alevitischer Unterricht für alevitische Kinder unterrichtet wird. Turgut Öker ist kein Terrorist.“

Parallel zu der Kundgebung in Köln haben auch in vielen anderen europäischen Städten Mahnwachen für Turgut Öker stattgefunden.