Giftgasangriff auf Helebce
Der Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Helebce (Halabdscha) im Irak im Jahr 1988 stehe als „Mahnung für die Menschheit, niemals die Augen vor den Gräueltaten des Krieges zu verschließen“, erklärt der kurdische Dachverband KON-MED anlässlich des Jahrestages dieses Massakers. Heute, 36 Jahre nach diesem furchtbaren Ereignis, wolle der Verband ein starkes Zeichen der Gerechtigkeit und Erinnerung setzen.
Am 16. März 1988 wurde Helebce von der irakischen Luftwaffe angegriffen. Giftgasbomben, die Senfgas, Sarin und andere tödliche Chemikalien enthielten, wurden über der Stadt abgeworfen. Mindestens 5.000 Menschen wurden getötet, mehr als doppelt so viele erlitten qualvolle Verletzungen und dauerhafte Gesundheitsschäden und noch heute haben die Opfer und ihre Nachkommen mit Spätfolgen zu kämpfen. Das, was in Helebce vor 36 Jahren geschah, war der massivste Einsatz von Giftgas seit dem Ersten Weltkrieg.
Eine Verurteilung dieses abscheulichen Angriffs als Kriegsverbrechen und Völkermord wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit, betont KON-MED. „Als Dachverband der kurdischen Kulturvereine in Deutschland möchten wir an die Verantwortung deutscher Unternehmen, die am Chemiewaffenprogramm des Irak beteiligt waren, erinnern.“ Diese Verantwortung gelte ebenso für alle Opfer der „Anfal-Operation“, in deren Rahmen der Giftgasangriff auf Helebce verübt worden war. Unter dem Vorwand der Aufstandsbekämpfung wurden im Verlauf genozidaler Maßnahmen in der Spätphase des Ersten Golfkrieges bis zu 182.000 Menschen vom Saddam-Regime ermordet.
Die Erinnerung an das Massaker in Helebce müsse weiterleben, nicht nur als eine düstere Seite der Geschichte, sondern auch als eine Mahnung für die Zukunft. „Wir dürfen niemals vergessen, dass Kriegsverbrechen und Gräueltaten gegen die Menschlichkeit nicht gerechtfertigt werden können. Unsere Verpflichtung besteht darin, sicherzustellen, dass solche Taten niemals wieder geschehen und dass die Opfer angemessene Gerechtigkeit und Anerkennung erhalten“, fordert KON-MED.
In den letzten Jahren gab es immer wieder Berichte der kurdischen Guerilla über den Einsatz von Giftgas durch den türkischen Staat in Südkurdistan (Nordirak), der sich gegen eben jene Guerilla richtete. KON-MED fordert, dass die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) diesen Vorwürfen nachgeht. „Wir fürchten um unsere Brüder und Schwestern in Kurdistan“, erklärt der Verband.