Ko-Vorsitzende von Kulturstiftung festgenommen
Latife Canan Kaplan, Ko-Vorsitzende der Kunst- und Kulturstiftung BEKSAV, ist am Flughafen Sabiha Gökçen in Istanbul festgenommen worden.
Latife Canan Kaplan, Ko-Vorsitzende der Kunst- und Kulturstiftung BEKSAV, ist am Flughafen Sabiha Gökçen in Istanbul festgenommen worden.
Die Ko-Vorsitzende der Kunst- und Kulturstiftung BEKSAV, Latife Canan Kaplan, wurde am Flughafen Sabiha Gökçen in Istanbul festgenommen. Bisher liegen keine Informationen über den Grund für ihre Festnahme vor.
BEKSAV – Kunst und Kultur für unterdrückte Identitäten
Die Stiftung BEKSAV geriet immer wieder ins Visier staatlicher Repression. BEKSAV wurde im Januar 1995 in der Kırtasiyeci-Straße in Istanbul-Kadıköy unter den harten repressiven Bedingungen der damaligen Zeit gegründet und arbeitete mit einer sozialistischen Perspektive unter dem Motto „Kunst für die Gesellschaft, Wissenschaft für die Menschheit, Politik für die Freiheit“. Die Stiftung betätigte sich in verschiedenen Kunstbereichen, insbesondere in Musik, Theater, Kino und Literatur. Sie bot Kurse in vielen Bereichen wie Instrumentenbau, Tanz, Fotografie und Malerei an. Die von ihr organisierten aktuellen oder theoretischen Diskussionen und Seminare wurden in publikationsreife Akte umgesetzt. Mit Ausstellungen und Rundreisen erreichte sie ein großes Publikum. Besonders bekannt sind die alternativen Filmfestivals von BEKSAV, deren Charakter in der Selbstbeschreibung deutlich wird: „Unser Ziel ist es, die Herrschaft der kapitalistischen Krise, die die ganze Welt erfasst hat, im Kinosektor zu brechen, indem wir solidarisch zusammenstehen. Wir wollen die Sichtbarkeit von unabhängigen Filmen erhöhen, die die Stimme des Anderen sein können und in den Mainstream-Kinosälen keinen Platz finden. Denn das Kino ist ein Instrument des Bewusstseins und der sozialen Erinnerung.“ Auf den Festivals werden „Kurz- und Langfilme, Dokumentarfilme, Experimental- und Animationsfilme gezeigt, die Themen wie Arbeit, Frauen, LGBT+, Stadt-Umwelt-Kampf und Menschenrechte“ behandeln.
BEKSAV setzt sich insbesondere für die Stärkung unterdrückter Identitäten und den Kampf der Frauen ein. Im Juni machte BEKSAV Schlagzeilen, als der Gouverneur von Istanbul die Polizei anwies, gegen eine Kinovorführung des Films „Pride“ vorzugehen. Dieser Spielfilm erzählt von der Initiative „Lesbians and Gays Support the Miners“, einer Gruppe LGBTI+-Aktivist:innen, die 1984 gemeinsam mit Bergleuten gegen die neoliberale Politik des Thatcherismus kämpften. Der Gouverneur hatte zuvor die Vorführung des Films verboten.