KNK-Kongress: „Kurden müssen sich selbst vertrauen“

Der Nationalkongress Kurdistan hält in Holland unter der Beteiligung Hunderter Delegierter seine 18. Generalversammlung ab. Cemil Bayık (KCK) rief in einer Botschaft zur nationalen Einheit und Neuorganisierung auf.

Im niederländischen Baarlo hat gestern die 18. Generalversammlung des Nationalkongress Kurdistan (Kongreya Neteweyî ya Kurdistanê, KNK) begonnen. Auf der dreitägigen Versammlung findet eine Auseinandersetzung mit der aktuellen politischen Lage und den Erfordernissen der kommenden Zeit statt. Schwerpunktthema der gestrigen Redebeiträge war die Notwendigkeit einer Einheit unter den Kurden.

Nilüfer Koç, die zusammen mit Rêbuwar Reşîd Ko-Vorsitzende des KNK ist, verwies in ihrer Rede auf die Angriffe auf Kurdistan, gegen die das kurdische Volk seit vielen Jahren Widerstand leistet. Um gegen die kolonialistischen Kräfte standhalten zu können, sei eine nationale Einheit unbedingt notwendig, so Koç.

„Sich der eigenen Kraft bewusst sein"

Nach weiteren Reden von Zübeyir Aydar (KNK), Zilan Serhat (TJK-E), Rêzdar Abdullah (YNK), Siamand Moini (KODAR) wurde ein Botschaft von Cemil Bayık, dem Ko-Vorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) verlesen.

„Vor allem müssen sich die Kurdinnen und Kurden ihrer eigenen Kraft bewusst sein und sich selbst vertrauen“, hieß es in der Botschaft. Die Kurden hätten mit ihren seit hundert Jahren ununterbrochen andauernden Kämpfen den Status Quo im Mittleren Osten verändert. Die Hegemoniekräfte hätten entsprechend ihrer Eigeninteressen entweder dazu beigetragen oder die kurdischen Errungenschaften verhindert. „Insofern müssen die Kurden sich ebenso ihrer eigenen Stärke und Position bewusst sein, wie sie die Politik und Ziele der Hegemoniekräfte, die in der Region Politik machen, und der kolonialistischen Staaten erkennen müssen. Es ist eine Tatsache, dass die Verleugnungs- und Vernichtungspolitik der Türkei und des Iran keine Taktik ist, sondern eine Strategie. Vor allem die Türkei begreift die kurdische Existenz und einen kurdischen Status als die eigene Vernichtung.“ In dieser Hinsicht sei es auch für die Kurdinnen und Kurden in allen Teilen Kurdistans ein Thema von strategischer Wichtigkeit, dieser Politik eine Niederlage zuzufügen, so Bayık. „Für die Kurden ist die größte Gefahr nicht der IS, nicht al-Nusra und nicht die anderen kolonialistischen Staaten, sondern der türkische Staat.“ Wenn es gelinge, die Vernichtungspolitik der Türkei zu brechen, ergäben sich neue Möglichkeiten für den Mittleren Osten. Die kurdische Frage könne dann in allen Teilen Kurdistans gelöst und eine Demokratisierung eingeleitet werden, so der Ko-Vorsitzende der KCK.

Orientierung auf die Basis der Gesellschaft

Cemil Bayık ging in seiner Botschaft an die Generalversammlung außerdem auf die Funktion des KNK ein. Bisher sei der Nationalkongress vor allem eine Organisationsform gewesen, in der verschiedene politische Parteien zusammen gekommen seien. Diese Funktion sei weiterhin wichtig, die Arbeit müsse jedoch auf die gesamte Gesellschaft mit all ihren Unterschiedlichkeiten ausgeweitet werden.

Weitere Redebeiträge erfolgten von dem kurdischen Politiker Hatip Dicle, der die kurdischen Parteien dazu aufrief, die eigenen Interessen nicht über die Kurdistans zu stellen, der Gorran-Bewegung, der Freiheitspartei Kurdistan, der Kommunistischen Partei Iran und von Dr. Abdulkerim Omar aus Rojava, der eine gemeinsame Verteidigung Efrîns forderte.

Die Generalversammlung wird heute mit weiteren Redebeiträgen fortgesetzt.