„Am 16. September 2022 wurde die Kurdin Jina Mahsa Amini von Kräften des iranischen Regimes misshandelt und ermordet. Nach dieser abscheulichen Tat brachen in Ostkurdistan und im gesamten Iran von Frauen angeführte Demonstrationen aus, wobei die Parole ‚Jin, Jiyan, Azadî‘, die auf Kurdisch ‚Frau, Leben, Freiheit‘ bedeutet, zum Leitmotiv dieser Protestbewegung wurde. Die Proteste und Aktionen des zivilen Ungehorsams im ganzen Land waren Ausdruck einer jahrzehntelangen Unzufriedenheit und geballten Wut auf das Regime. Das iranische Regime reagierte mit der für es typischen Brutalität, tötete Hunderte von Demonstrierenden, verletzte viele weitere und nahm über 22.000 Menschen in Haft. Politische Gefangene in Iran sehen einer ungewissen Zukunft entgegen, und die Hinrichtungen von Aktivisten dauern an.
Seit mehr als 40 Jahren verletzt die Islamische Republik Iran die Rechte der Frauen und die Menschenrechte aller Völker, bringt Oppositionskräfte zum Schweigen und schaltet sie aus. Das Land ist zu einem offenen Gefängnis für Frauen und alle Iranerinnen und Iraner geworden; sie leiden schon zu lange und sehnen sich nach Freiheit, Demokratie und einer friedlichen und stabilen Zukunft. Als Nationalkongress Kurdistan (KNK) sehen wir die Forderungen der Völker Irans nach Freiheit und den Wunsch, ein demokratisches Land aufzubauen, als gerecht und legitim an, und wir unterstützen die Demonstrierenden und Aktiven, die sich dafür einsetzen, ihre Botschaft zu verbreiten, von ganzem Herzen. Wir verurteilen die Angriffe des iranischen Regimes auf Protestierende und die Hinrichtung von politischen Gefangenen.
In diesen Tagen begehen wir den ersten Jahrestag der ‚Jin, Jiyan, Azadî‘-Revolution. In Iran und überall auf der Welt bereiten sich die Menschen auf diesen Jahrestag vor. Die Parteien Ostkurdistans rufen mit vereinter Stimme zu diesem Tag auf, und wir begrüßen die inspirierende Einigkeit der kurdischen Kräfte. Auch wir als KNK rufen alle Kurdinnen und Kurden, alle Völker Irans auf, sich an den Aktivitäten zu diesem Jahrestag zu beteiligen und die ‚Jin, Jiyan, Azadî‘-Revolution mit allen Mitteln zu verteidigen. Wir appellieren auch an die demokratischen Kräfte der Welt, die Menschen Irans nicht allein zu lassen und ihnen angesichts eines blutrünstigen Regimes solidarisch beizustehen.
Zurzeit eskalieren die Drohungen des iranischen Regimes gegen die kurdischen Kräfte, die von der Diktatur aufgefordert werden, bis zum 19. September ihre Waffen niederzulegen und ihre Stützpunkte in Südkurdistan zu räumen. Dies ist ein gefährlicher und inakzeptabler Zustand. Die Regierungen des Irak und Irans sind sich in dieser Frage offenbar einig und Bagdad gibt gefährliche Erklärungen ab, die die Situation noch verschärfen. Die irakische Regierung und vor allem die Führung der Kurdistan-Region Irak sollten die Forderungen des iranischen Regimes nicht akzeptieren und solchen Anordnungen nicht nachkommen.
Bei dieser Gelegenheit rufen wir alle Parteien und politischen Organisationen in Ostkurdistan dazu auf, so schnell wie möglich eine gemeinsame Front zu bilden, um gegen diese Angriffe vorzugehen. Darüber hinaus rufen wir alle oppositionellen Kräfte in Iran auf, sich gemeinsam gegen das Regime zu stellen und eine gemeinsame Kampflinie für die Errichtung eines freien und demokratischen Landes hervorzubringen. Als KNK stehen wir mit Stolz an der Seite der Völker Ostkurdistans und der Völker Irans. Wir rufen alle Kurdinnen und Kurden auf, diesen Widerstand anzuerkennen und zu unterstützen und sich an den Aktivitäten zum Jahrestag der ‚Jin, Jiyan, Azadî‘-Revolution zu beteiligen.“
PM/Exekutivrat KNK