KCK: Guerilla und Volk werden den Angriff zurückschlagen

„Wenn der türkische Staat ankündigt, die Errungenschaften der Kurd:innen überall anzugreifen, dann müssen auch wir überall gegen den türkischen Staat kämpfen und gegen alle Strukturen des Kolonialismus vorgehen“, erklärt die KCK.

Der Exekutivrat der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) hat eine Erklärung zu der am Sonntagabend gestarteten Invasion der türkischen Armee in Südkurdistan/Nordirak abgegeben. Die KCK weist in der Erklärung auf die Rolle der vom Barzanî-Clan dominierten Partei PDK und der irakischen Regierung hin und geht auf die Unterstützung der Türkei durch Europa und die USA und den Krieg in der Ukraine ein. Der Kampf gegen die Zerschlagung kurdischer Errungenschaften darf nicht auf Kurdistan begrenzt bleiben, so die KCK-Erklärung:

Nach Barzanî-Besuch bei Erdogan

Nach jedem Besuch von PDK-Vertretern in der Türkei greift der türkische Staat die Freiheitsbewegung Kurdistans an. Es ist daher kein Zufall, dass der türkische Staat neue Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete gestartet hat, nachdem Mesrûr Barzanî vor wenigen Tagen zu Gesprächen mit Tayyip Erdoğan und dem Chef des MIT [türkischer Geheimdienst] in die Türkei gereist ist. Denn die faschistische AKP/MHP-Koalition verfolgt das Ziel, mithilfe der PDK den Freiheitskampf des kurdischen Volkes zu zerschlagen.

Während das kurdische Volk in allen Teilen Kurdistans und auch außerhalb ihrer Heimat fordert, dass die PDK ihre Kollaboration mit dem türkischen Staat aufgibt, spielt diese nun eine noch stärkere Rolle in den neuen Besatzungsangriffen des türkischen Staates. Anstatt auf die Forderungen des kurdischen Volkes zu reagieren, setzt die PDK die Forderungen des türkischen Staates um. Dieses Verhalten erzeugt eine große Wut unter den Kurd:innen und ihren internationalen Freund:innen.

Militärische Spezialeinheiten der PDK im Einsatz

Auch wenn die PDK noch immer ihre Propagandamittel nutzt, um ihre Beziehungen mit dem türkischen Staat zu verbergen, verdeutlichen ihre praktischen Schritte in aller Klarheit, dass die jüngsten Angriffe das Resultat gemeinsamer Pläne sind. Der Fakt, dass der türkische Staat die von der Guerilla kontrollierten Gebiete von PDK-Gebieten aus angreift, stellt dies klar zur Schau.

Ohne Sicherheitsgarantien der PDK könnten die militärischen Kräfte des AKP/MHP-Faschismus niemals von den Gebieten Bamerni, Amêdî, Dêrelok und Şîladizê aus die Guerilla angreifen. Indem die PDK von dort aus Angriffe zulässt, unterstützt sie die türkische Armee bei der Umzingelung der Guerillakräfte. Hinzu kommt, dass zeitgleich zu den Angriffen des türkischen Staates auch die militärischen Spezialeinheiten der PDK in Bewegung gesetzt wurden. Diese Einheiten versuchen, die Guerillagebiete zu umstellen, den Kontakt zwischen einzelnen Guerilla-Einheiten zu unterbrechen und in gewissen Gebieten der Guerilla Position zu beziehen, um einen Erfolg der Operation des türkischen Staates zu ermöglichen. Diese Tatsache haben das gesamte kurdische Volk, die Teile unserer Bevölkerung, die Beziehungen zur PDK unterhalten, und alle politischen Kreise erkannt. Denn mit dieser Politik macht sich die PDK mitverantwortlich für alle negativen Entwicklungen, die dem Volke Kurdistans mittel- und langfristig großen Schaden zufügen werden.

Strategisch wichtige Orte in Kurdistan sollen unter Kontrolle gebracht werden

Die Besatzungsangriffe des türkischen Staates richten sich nicht nur gegen unsere Freiheitsbewegung und deren selbstlose Guerilla. Es handelt sich vielmehr um Angriffe, deren Ziel es ist, die Willenskraft Südkurdistan zu brechen, die Völkermordpolitik in der Region zu verstärken und bei der erstbesten Gelegenheit die gesamten Errungenschaften Südkurdistans zu zerstören. Vertreter des türkischen Staates haben immer wieder sehr offen über diese Ziele gesprochen. Deren
Äußerungen als rein auf die innenpolitischen Entwicklungen der Türkei bezogen zu betrachten, wäre ein historischer Fehler, der schwere Folgen mit sich bringen würde. Denn eines der zentralen Ziele des jüngsten Angriffe des türkischen Staates besteht darin, strategisch wichtige Orte in Kurdistan unter seine Kontrolle zu bringen.

Das kurdische Volk muss sich wehren

Das gesamte Volk Kurdistans, alle demokratischen Institutionen und politischen Kräfte – insbesondere die Bevölkerung Südkurdistans und die dortigen politischen Kräfte – müssen sich entschieden gegen die neuen Angriffe wehren. Denn mit seinen Angriffen zielt der türkische Staat darauf ab, ganz Kurdistan zu kontrollieren und in einen Ort zu verwandeln, an dem die türkische Nation sich ausbreiten kann.

Als Reaktion auf die Angriffe auf die Region Zap im Jahr 2008 kam es zu Aufständen der Bevölkerung Südkurdistans in Bamerni, Kadişe, Amêdî, Dêrelok und Şîladize. Dadurch wurde es dem türkischen Staat unmöglich gemacht, sich in diesen Gebieten zu bewegen, wodurch die Bevölkerung einen wichtigen Beitrag zur Niederlage der türkischen Armee in der Zap-Region leistete. Auch heute muss das Volk Südkurdistans, insbesondere die in den besagten Gebieten lebenden Menschen, erneut Aufstände starten und damit ihren historisch bedeutenden patriotischen Pflichten gerecht werden.

Vereinter Kampf von Volk und Guerilla

Es besteht keinerlei Zweifel daran, dass die Guerilla gegen den jüngsten Angriff einen umfassenden Kampf leisten wird, genauso wie sie dies seit 40 Jahren tut. Sie wird der türkischen Armee eine Lehre erteilen, genauso wie sie dies bereits im Jahr 2021 getan hat. Die Töchter und Söhne des kurdischen Volkes werden aufopferungsvoll gegen die Besatzungs- und Völkermordziele des türkischen Staat Widerstand leisten. Um dem kurdischen Volk ein freies und demokratisches Leben in allen Teilen Kurdistans zu ermöglichen, müssen die Angriffe des türkischen Staates – die führende Kraft der Feindseligkeit gegen die Kurd:innen – zurückgeschlagen werden. Dafür ist es notwendig, dass unser Volk sich in allen Teilen Kurdistans mit dem Widerstand der Guerilla vereint eine entsprechende Haltung einnimmt.

Überall gegen den türkischen Staat kämpfen

Wenn der türkische Staat ankündigt, er werde überall die Errungenschaften der Kurd:innen zum Angriffsziel machen, dann müssen auch wir überall gegen den türkischen Staat kämpfen und gegen alle Strukturen des auf eine Völkermord abzielenden Kolonialismus vorgehen. Wenn der türkische Staat den Krieg nicht auf ein bestimmtes Gebiet begrenzt, müssen auch wir überall Krieg führen.

Unterstützung aus Europa und den USA

Der türkische Staat erhält aus Europa und den USA Unterstützung für seine jüngsten Angriffe. Seit geraumer Zeit versucht der türkische Staat seine Beziehungen zu Europa und den USA zu verstärken, indem er die Kurd:innen zu einem Verhandlungsgegenstand macht. Die Unterstützung der USA und Europas für die jüngsten Angriffe erklärt auch deren Schweigen. Während sie gegen die Besatzung der Ukraine Position beziehen, geben sie dem türkischen Staat grünes Licht für die Durchführung einer Besatzung und eines Völkermordes. Dies verdeutlicht – um es vorsichtig auszudrücken – die Verlogenheit der USA und Europas. Wenn sie ihre Haltung gegenüber der Besatzung der Ukraine wirklich ernst meinen, müssen sie umgehend auch gegen die von der Türkei begonnenen Besatzungsangriffe Position beziehen. Sie müssen von der Türkei fordern, dass diese sich aus den von ihr besetzten Regionen in den Medya-Verteidigungsgebieten und in Rojava zurück zieht. Tun die USA und Europa dies nicht, machen sie sich mitverantwortlich für die Völkermord-Politik des türkischen Staates, der chemische und andere geächtete Waffen bei seinen Angriffen einsetzt.

Wolf im Schafspelz

Während der türkische Staat historisch betrachtet einen Staat der Besatzung, des Völkermords und der Tyrannei darstellt, versucht er aktuell die gesamte Welt zu täuschen, indem er sich in dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine als Friedensbringer präsentiert. Die faschistische AKP/MHP-Koalition verhält sich wie der Wolf im Schafspelz. Sie versucht zum einen von dem Konflikt zu profitieren, während sie zugleich darum bemüht ist, ihre Besatzungsoperation in Kurdistan zu verbergen.

Wenn es an anderen Orten passiert, bezeichnen Mächte wie die USA und Europa Besatzung, den Einsatz verbotener Gase und die Vertreibung von Menschen als Verbrechen und Genozid. Doch wenn Kurd:innen angegriffen werden, verschließen sie aufgrund ihrer politischen Interessen die Augen. Was sie als politische Interessen bezeichnen, bedeutet ihre Augen gegenüber einem Genozid und Tyrannei an einem Volk zu verschließen. Es ist daher unbedingt notwendig, dass alle Völker Europas, die US-amerikanische Bevölkerung und alle dortigen demokratischen Kräfte diese Tatsache erkennen und gegen die schmutzigen Beziehungen ihrer Regierungen mit dem türkischen Staat Position beziehen.

„Die irakische Regierung ist eine Geisel“

Auch der irakische Staat ist für die jüngsten Angriffe mitverantwortlich. Anstatt gegen die Besatzung Südkurdistans und damit eines Teil des Iraks Stellung zu beziehen, greift der irakische Staat das ezidische Volk an. Dies zeigt deutlich, dass der Irak zu einer Geisel des türkischen Staates und der PDK geworden ist. Der faschistische Chef des türkischen Staates, Tayyip Erdoğan, spricht offen davon, er habe zahlreiche Orte in Südkurdistan unter seine Kontrolle gebracht. Dadurch wird deutlich, dass der Irak und die PDK ein weitflächiges Gebiet, inklusive die Regionen Rêkani und Nêrvehî, der Türkei übergeben, also dieses Gebiet verkauft haben. Die Bevölkerung des Irak und und das südkurdische Volk müssen die Verantwortlichen für die Übergabe dieses Gebietes an die Türkei zur Rechenschaft ziehen.

Kurz- und langfristige Ziele der türkischen Regierung

Die faschistische AKP/MHP-Regierung plant eine sehr umfassende Angriffs- und Besatzungsoperation. Mit diesem Angriff bezweckt sie mittel- und langfristig die Zerstörung aller Errungenschaften des kurdischen Volkes, während sie kurzfristig das Ziel verfolgt, ihre Macht im Rahmen der anstehenden Wahlen zu sichern. Sie setzt darauf, dass sie auf diese Art und Weise langfristig den Völkermord an den Kurd:innen zum Abschluss bringen kann.

Der Kampf darf nicht auf Kurdistan begrenzt bleiben

All diese Tatsachen müssen das kurdische Volk und dessen internationale Freund:innen dazu veranlassen, überall Tag und Nacht auf den Beinen zu sein und ihren Kampf gegen die Besatzung zu intensivieren. Dieser Kampf darf nicht nur auf Kurdistan begrenzt bleiben, sondern muss gemeinsam mit den Völkern des Mittleren Ostens und in anderen Teilen der Welt und allen demokratischen Kräften geführt werden.

Durch den vereinten Kampf der Guerilla und des kurdischen Volkes werden die jüngsten Angriffe zurückgeschlagen und der Weg für ein freies Kurdistan und einen demokratischen Mittleren Osten endgültig geebnet werden.