Demonstration gegen Besatzung
Am 27. Juli wird in Lausanne eine Demonstration zum 101. Jahrestags des Lausanner Abkommens, mit dem am 24. Juli 1923 Kurdistan geteilt wurde, stattfinden. Der kurdische Europadachverband KCDK-E ruft zur breiten Teilnahme an dem Protest auf.
Im Aufruf des KCDK-E heißt es: „Der zwischen Großbritannien, Frankreich und der Türkei unterzeichnete Vertrag von Lausanne stellt einen historischen Wendepunkt dar. Dieses Abkommen schuf die formalen Grundlagen für den antikurdischen Genozid. Dieser internationale Eingriff verwickelte das kurdische Volk und den ganzen Nahen Osten in einen bis heute unentwirrbaren Prozess von Kriegen. Damit wurde die Gründung der Republik Türkei formalisiert und mithilfe internationaler Mächte ein monistischer Nationalstaat errichtet. Dieser Nationalstaat beging während seiner über hundertjährigen Geschichte Völkermorde, hinter denen die Weltmächte standen.
Seit seiner Gründung hat der türkische Staat die monistische Doktrin von einer einzigen Nation durchgesetzt, indem er einen Totalangriff auf alles, was frei, autonom und von der türkischen Identität abweicht, durchgeführt hat. Mit dieser Doktrin versuchte er, einen Genozid auf der Grundlage einer tiefgreifenden Assimilationspolitik umzusetzen. Nach dem Vertrag von Lausanne wurde anstelle aller Versprechen, die dem kurdischen Volk und seinen Vertretern gemacht wurden, ein Konzept der Verleugnung und Vernichtung in die Praxis umgesetzt. Die kurdische Identität wurde verleugnet und die kurdische Bevölkerung einem Genozid durch Assimilation unterworfen.
„Lausanne bedeutet die Formalisierung des antikurdischen Genozids“
Mit der türkischen Verfassung von 1924 wurde der Plan, das kurdische Volk zu verleugnen und zu vernichten, umgesetzt. Diese Politik reicht bis in die Gegenwart. Das Projekt der Verleugnung und Vernichtung trat an die Stelle jener falschen Versprechungen, die auf dem Weg zum Lausanner Abkommen gegeben worden waren. Kurdistan wurde zu einem Ort der Besatzung und der Massaker.
Die Revolten und Aufstände der kurdischen Intellektuellen und gesellschaftlichen Kräfte angesichts dieses Genozids wurden durch Komplotte und Massaker unterdrückt. Das kurdische Volk hat nicht aufgegeben und ist nicht müde geworden, gegen diese Vernichtung zu kämpfen und in diesem Kampf jedes notwendige Opfer zu bringen. Die Aufstände halten von 1925 bis heute an und werden weitergehen, bis das kurdische Volk frei ist.
Der türkische Staat hat seine Maske fallen lassen und gemeinsam mit internationalen Mächten neue Pläne in die Tat umgesetzt, um den gerechten und legitimen Befreiungskampf des kurdischen Volkes zu kriminalisieren. Das ist der Grund, warum Rêber Apo [Abdullah Öcalan] im Folter- und Isolationsgefängnis auf Imrali im Rahmen eines internationalen Komplotts gefangengehalten und isoliert wird. Das Ziel der Besatzungs- und Annexionsangriffe, der Leugnung der kurdischen Realität und des Völkermordes, der gemeinsam mit kurdischen Kollaborateuren in allen Teilen Kurdistans durchgeführt wird, ist offensichtlich.
Das kurdische Volk hat Tausende von Gefallenen gegeben und ist nicht bereit, diesen Vertrag, auf dessen Grundlage seit 101 Jahren ein Genozid praktiziert wird, anzuerkennen. Es verurteilt die Annexionen durch die türkischen Besatzungstruppen im Angesicht der Weltöffentlichkeit. Der Befreiungskampf des kurdischen Volkes hat die Kraft erlangt, den Vertrag von Lausanne im 101. Jahr zu kippen. Als KCDK-E rufen wir unser Volk auf, sich im Geiste der nationalen Einheit an der Demonstration am 27. Juli anlässlich des 101. Jahrestages des Vertrags von Lausanne zu beteiligen.“
Die Demonstration beginnt am Samstag, dem 27. Juli, um 13.00 Uhr am Place des Pionnières in Lausanne in der Schweiz.