Am 72. Tag des Hungerstreiks der inhaftierten HDP-Abgeordneten Leyla Güven hat sich der kurdische Dachverband KCDK-E mit einem dringenden Aufruf an die Öffentlichkeit gewandt. In einer heute herausgegebenen Erklärung verweist der KCDK-E auf die lebensbedrohliche Situation der Politikerin und ruft dazu auf, unbedingt auf die Straßen zu gehen, um auf demokratische Weise die Öffentlichkeit für die Forderungen der Hungerstreikenden zu sensibilisieren. Mit der Forderung nach Aufhebung der Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalans befinden sich rund 250 aus PKK- und PAJK-Verfahren in türkischen Haftanstalten im Hungerstreik. Die inhaftierte Parlamentarierin Leyla Güven war die erste, die aus Protest gegen die völlige Entrechtung im Gefängnis und das Vernichtungskonzept des türkischen Staates am 7. November vergangenen Jahres mitteilte, dass sie bis zur Aufhebung der Isolation Öcalans in einen Hungerstreik tritt. Ihr Gesundheitszustand hat sich rapide verschlechtert. Mittlerweile kann Güven ihrer Alltagsroutine im Gefängnis nicht mehr nachgehen. Ihre Seh- und Konzentrationskraft hat stark nachgelassen, außerdem hat die Politikerin deutlich an Gewicht verloren.
Die Erklärung des KCDK-E lautet: „Der rassenfanatische Vernichtungsfeldzug der faschistischen AKP/MHP-Allianz gegen das kurdische Volk und die demokratische Opposition der Türkei hält in voller Stärke an. Die repressive Politik der AKP, die in den Städten Nordkurdistans, insbesondere in Cizîr, Sûr und Nisêbîn Massaker an der Bevölkerung verübt hat, nimmt nun kurz vor den Kommunalwahlen eine andere Dimension ein.
Die wichtigste Säule dieser Vernichtungspolitik bildet die Isolation des kurdischen Volksrepräsentanten Abdullah Öcalan sowie die Repression gegenüber Tausender politischer Gefangener. Die Isolation Öcalans zielt auf die Freiheit, Demokratie und menschliche Werte ab. Seine Isolation zu brechen bedeutet, die Massaker zu verhindern und die faschistische Politik zu zerschlagen.
„Das Schweigen mit Widerstand durchbrechen“
Um dieser Politik ein Ende zu setzen, hat Leyla Güven den Geist der Zeit getroffen und eine historische Aktion eingeleitet. Den ersten Schritt machte Leyla Güven, ihr folgten die Gefangenen und Menschen in Hewlêr, Straßburg und Wales. Diese Welle des Widerstands, die mittlerweile fast die gesamte Welt erreicht hat, sorgte für ein Erwachen, indem sie sich an das Gewissen der Menschheit richtete. Kurdistan, die Türkei und die Weltöffentlichkeit wurden mit ihrer Unterstützung ein Teil dieses Kampfes. Andererseits hält das Schweigen des Antifolterkomitees CPT und des Europarats weiterhin an. Uns ist bewusst, dass dieses Schweigen das Ergebnis internationaler Interessen ist. Doch jeder sollte wissen, dass wir dieses Schweigen mit unserem Widerstand durchbrechen werden.
Wir müssen jetzt handeln
Um internationale Institutionen an ihre Aufgaben zu erinnern, muss die Öffentlichkeit heute aktiv werden, um eine unerwünschte Situation zu verhindern. Leyla Güven ist seit 72 Tagen im Hungerstreik, es ist die Pflicht eines jeden Menschen, ihrem Aufschrei Gehör zu verschaffen. Sowohl unser Volk als auch die demokratische Öffentlichkeit sollte sich dies ins Gedächtnis rufen. Leyla Güvens Gesundheitszustand ist in einer kritischen Phase. Bevor es zu spät ist, muss jede Person jetzt handeln. Um Leid zu verhindern, müssen die entsprechenden Institutionen dazu bewegt werden, aktiv zu werden, damit die Forderung von Leyla Güven und allen hungerstreikenden Gefangenen und Aktivisten erfüllt wird.
Auf die Straße
Im Angesicht dessen, da das Leyla Güvens akut bedroht ist, sollte jeder auf die Straße gehen und Reaktion zeigen. Als KCDK-E rufen wir unser Volk und unsere Freund*innen in Europa, Japan, Kanada, Australien, Russland und dem Rest der Welt auf, mit dem Widerstandsgeist von Kobanê die Öffentlichkeit für den Aufschrei von Leyla Güven zu sensibilisieren und auf die Straßen zu gehen“.