JXK: Woher kommt die Angst vor Öcalan?

Am 9. Oktober 2018 jährt sich der Beginn des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan zum 20. Mal. Die JXK hinterfragen die Rolle der westlichen Staaten dabei.

Heute vor zwanzig Jahren musste der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan auf Druck der Türkei und der NATO Syrien verlassen. Nach einer längeren Odyssee durch Italien, Russland und Griechenland wurde er im Februar 1999 in einer internationalen Operation in Kenia gefangen genommen und in die Türkei verschleppt.

Die JXK (Jinên Xwendekar ên Kurdistan - Studierende Frauen aus Kurdistan) haben aus Anlass des Jahrestags eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Rolle der westlichen Staaten in diesem internationalen Komplott und ihre Haltung zu der langjährigen Totalisolation Abdullah Öcalans in türkischer Haft hinterfragen:

„Die Haltung der Staaten des Westens, insbesondere Europas, ist mehr als fragwürdig. Die angeblichen Verfechter von Demokratie und Menschenrechten unterstützen offenkundig autoritäre Regime wie beispielsweise das der Türkei und kriminalisieren die einzige Bewegung im Mittleren Osten, die für wahrhaftige Demokratie einsteht. Mit seiner Beteiligung am Komplott und durch die Zusammenarbeit mit diktatorischen Regimen verhindert auch der deutsche Staat bewusst eine Demokratisierung des Mittleren Ostens.“

Dem feudalen Herrschaftssystem den Kampf angesagt

„Die Frage, die gestellt werden muss, lautet: Welch große Ideen, welch ernstzunehmende Kritik am vorherrschenden System muss Abdullah Öcalan haben, dass sich trotz ihrer Differenzen die Staaten der kapitalistischen Moderne in dieser Angelegenheit so widerspruchslos zusammenschließen? Öcalan, der Vorsitzende der kurdischen Befreiungsbewegung, hat dem feudalen Herrschaftssystem den Kampf angesagt. Davor haben die Staaten Angst. Solch große Angst, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als unseren Vorsitzenden in totaler Isolation zu halten. Doch was sie nicht bedenken, ist, dass sie zwar Körper, aber keine Ideen einsperren können. Denn heute kämpfen nach der Ideologie Öcalans tausende Menschen, die sich für die Ideale von Demokratie, Geschlechterbefreiung und ein Leben im Einklang mit der Natur einsetzen.

In Städten wie Cizîr oder Efrîn, in denen die Selbstverwaltung und die Basisdemokratie von der Bevölkerung erprobt wurden, hat der türkische Staat mit Massakern an der Bevölkerung seine Haltung gegenüber Autonomiebestrebungen und einer Demokratisierung der Gesellschaft ausgedrückt.“

Demokratische Perspektive für den Mittleren Osten

„Mit der Inhaftierung Öcalans haben die kapitalistischen Staaten versucht, die kurdische Freiheitsbewegung zu liquidieren. Nachdem ihnen dies nicht gelungen ist, versuchen sie ihr Ziel durch zunehmend erschwerte Haftbedingungen für Öcalan zu erreichen. Auch dieser Versuch ist unter anderem deswegen gescheitert, da Öcalan selbst unter den schwierigsten Bedingungen in Isolationshaft bis heute weiter Widerstand leistet. So hat er weiter an einer demokratischen Perspektive für den Nahen Osten gearbeitet. Genau diese Perspektive ist für uns als junge Frauen so wichtig, denn sie zeigt uns einen Weg aus den patriarchalen Zwängen. Sie zeigt uns, wie wir die treibende Kraft der Demokratisierung werden. Die Freiheit unseres Vorsitzenden zu erkämpfen, bedeutet auch, unsere Kraft und Identität als junge Frauen zu stärken.

Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns als kurdische Bewegung grade in einer ungewissen Lage befinden. Denn der Kontakt zu Abdullah Öcalan durch seine Anwälte wird durch die Türkei und die Staaten des Komplotts vollends unterbunden. Diese Angriffe auf unsere Bewegung sind als Angriffe auf die Befreiung der Frauen zu verstehen. Daher sehen wir uns als junge Frauen mehr denn je in der Verantwortung, den Kampf um Befreiung unseres Vorsitzenden, des kurdischen Volkes und aller anderen unterdrückten Völkern anzuführen.“

Kriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung beenden

Die JXK führt in ihrer Erklärung weiter aus, dass in Deutschland sogar Bilder Abdullah Öcalans verboten sind und die Bundesrepublik in ihrer Freundschaft zur Türkei nicht einmal vor der Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung zurückschrecke. Die kurdischen Studentinnen fordern die Beendigung der Kriminalisierung der kurdischen Freiheitsbewegung und der Isolation Öcalans und rufen zum gemeinsamen Kampf auf.