Jugendliche informieren in Berliner Bahnen über Şengal

Kurdische Jugendliche haben in Berliner U- und S-Bahnen auf die bedrohliche Situation für das ezidische Volk und die Selbstbestimmung in Şengal aufmerksam gemacht.

Berliner Aktivistinnen und Aktivisten der kurdischen Jugendbewegung haben im öffentlichen Nahverkehr auf die Situation im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal aufmerksam gemacht und gegen das Abkommen zwischen der Barzanî-Partei PDK und der irakischen Zentralregierung protestiert. Die Jugendlichen sind in verschiedenen Stationen in U- und S-Bahnen eingestiegen und haben einen Text verlesen, in dem über die bedrohliche Situation für das ezidische Volk informiert wurde. Nebenbei wurden Bilder gezeigt und Flugblätter verteilt.


In der verlesenen Erklärung hieß es:

Liebe Passantinnen und Passanten, wir als kurdische Jugendliche sind genauso wie die Bevölkerung von Şengal wütend und empört über das Abkommen, welches am 9. Oktober zwischen der irakischen Zentralregierung und der PDK-Regierung verabschiedet wurde und das vorsieht, Şengal zu besetzen und somit die demokratische Selbstverwaltung der Region aus den Händen der Menschen zu nehmen.

An diese Entscheidung anschließend wurden letzte Woche mehrere tausend Soldaten der irakischen Armee in der Region Şengal stationiert. Die Umsetzung der neuen Besatzungspläne würde für erneute Unsicherheit in dem Gebiet sorgen. Lokale Sicherheitskrafte, die bis heute die Lage vor Ort stabilisiert haben, würden aufgelöst werden. Angesichts der Geschehnisse im August 2014, als sie PDK-Peschmerga die Bevölkerung Şengals schutzlos dem Massaker des IS überlassen haben, ist zu bezweifeln, dass diese Gruppe die Menschen vor Ort beschützen kann, geschweige denn will oder bereit dazu ist. Die Peschmerga ergriffen damals die Flucht vor dem herannahenden IS und auch von der irakischen Armee kam keine Hilfe. Die Folge war ein Völkermord an den Ezid*innen und die Verschleppung und Versklavung tausender Frauen. Das Abkommen vom 9. Oktober stellt somit eine Gefahr und eine Bedrohung für ein Volk dar, welches sich erst neu von dem Genozid erholt. Wir möchten auf diese Zustände aufmerksam machen. Lasst uns nicht schweigen, während Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung genommen wird!