IPPNW fordert Freilassung von Şebnem Korur Fincancı

Der IPPNW und der Verein demokratischer Ärzt:innen fordern die bedingungslose und sofortige Freilassung von Şebnem Korur Fincancı. Der Prozess gegen die Präsidentin der türkischen Ärztekammer beginnt am Freitag in Istanbul.

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW und der Verein demokratischer Ärzt:innen (vdää*) appellieren an den Staatsanwalt in Istanbul, die Anklage gegen die Vorsitzende des Türkischen Ärzteverbandes (Türk Tabipleri Birliği, TTB), dem Dachverband der türkischen Ärztekammern, Prof. Şebnem Korur Fincancı, fallen zu lassen, und fordern ihre sofortige bedingungslose Freilassung.

Die international bekannte Forensikerin Şebnem Korur Fincancı wird seit dem 27. Oktober in Untersuchungshaft gehalten wegen des Vorwurfs der „Werbung für eine terroristische Vereinigung". Der erste Prozesstag findet am Freitag, dem 23. Dezember, in Istanbul statt. Grund ihrer Verhaftung war ihre Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung der Chemiewaffeneinsätze durch die türkische Armee in der Kurdistan-Region Irak, nachdem sie ein Video von sterbenden Kämpfer:innen gesichtet hatte. Auch die IPPNW Deutschland hat Mitte Oktober einen Bericht über mögliche Verletzungen des Chemiewaffenverbots durch die Türkei bei Angriffen auf kurdische Zivilist:innen und Kämpfer:innen der PKK im Nordirak veröffentlicht und eine unabhängige internationale Untersuchung gefordert.

Die Ärztin Nesmil Ghassemlou wird den Prozess gegen Şebnem Korur Fincancı für die IPPNW beobachten. „Der Prozess gegen Şebnem Korur Fincancı ist politisch motiviert. Diese mutige Menschenrechtsverteidigerin und Rechtsmedizinerin hat friedlich ihre Meinung geäußert und muss sofort und bedingungslos freigelassen werden“, fordert die IPPNW-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen.

„Der Türkische Ärzteverband und seine Präsidentin Prof. Korur Fincancı treten - wie es ihre ärztlichen Pflichten gebieten - für Menschenrechte, Demokratie und gerechte Gesundheitsversorgung ein“, so Felix Ahls, einer der Ko-Vorsitzenden des vdää*. „Die Inhaftierung unserer Kollegin ist als Teil der antidemokratischen Politik der türkischen Regierung  zu betrachten, die seit Jahren mit willkürlichen Inhaftierungen und politischen Verfahren gegen die Opposition vorgeht“, erklärt Ahls.

„Şebnem Korur Fincancı ist eine international renommierte Gerichtsmedizinerin, ausgezeichnet mit vielen Preisen für ihren unbestechlichen und unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte, gegen Folter, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in der Türkei und in der ganzen Welt. Mit Prof. Korur Fincancı, die auch Vorstandsmitglied der Menschenrechtsstiftung der Türkei (TIHV) ist, verbindet die IPPNW eine langjährige Zusammenarbeit. Sie ist unter anderem Trägerin des Medizinischen Friedenspreises, den die IPPNW gemeinsam mit anderen europäischen Gesundheitsorganisationen verleiht“, so IPPNW Deutschland.

Auch der Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt, der Weltärztebund und viele andere internationale ärztliche Organisationen haben entschieden gegen die Verhaftung von Şebnem Korur Fincancı protestiert und die sofortige Freilassung gefordert. Die Verhaftung stelle einen Angriff auf das Recht zur freien Meinungsäußerung und auf die ärztliche Selbstverwaltung dar. Mögliche Menschenrechtsverletzungen zu thematisieren, sei die Pflicht jeder Ärztin und jedes Arztes.