Internationalist:innen: Weil eine andere Welt möglich ist

„Wir sind diejenigen, die sagen, dass mit Abdullah Öcalans Paradigma eine andere Welt möglich ist", so definieren sich die internationalistischen Aktivist:innen auf dem langen Marsch von Basel nach Straßburg.

In Europa und Kurdistan gehen die Proteste und Veranstaltungen zum Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan am 15. Februar 1999 weiter. Mit den Aktionen im Rahmen der weltweit lancierten Kampagne „Freiheit für Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ wird die Beendigung der 25-jährigen Gefangenschaft des kurdischen Vordenkers gefordert. Eine dieser Aktivitäten ist der internationalistische lange Marsch von Basel nach Straßburg, der mit der Teilnahme an einer europaweiten Demonstration am Samstag in Köln abgeschlossen wird.


An dem internationalistischen Marsch nehmen rund 200 junge Menschen aus 13 Ländern teil, darunter Frankreich, England, Deutschland, Belgien, Schweiz, Niederlande, Spanien, Italien, Katalonien, Baskenland und Chile. Unter den Teilnehmenden sind auffällig viele Frauen.

Wut auf den Kapitalismus, Vertrauen in Abdullah Öcalan

Was die Internationalist:innen trotz aller Unterschiede vereint, ist ihr Vertrauen in Abdullah Öcalan und seine Vorstellungen von einer besseren Welt. Das erste, was auffällt bei diesen jungen Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, mit denen ich sprechen und sie interviewen konnte, war ihre Wut auf das kapitalistische System. Viele von ihnen sind Hochschulabsolvent:innen oder studieren noch. „Wir sind diejenigen, die sagen, dass mit Öcalans Paradigma eine andere Welt möglich ist", so definieren sich die internationalistischen Aktivist:innen, die gegenüber ANF erläuterten, warum sie an der Demonstration teilnehmen und welche Bedeutung dieser Marsch hat.

Dereck Crouz: Damit das Paradigma von Abdullah Öcalan gehört wird

Dereck Crouz, ein Student aus Bordeaux, erklärte seine Teilnahme mit den folgenden Worten: „Ich bin heute hier, weil ich Freiheit für Abdullah Öcalan will. Der Hauptgrund ist, den kurdischen Freiheitskampf und Öcalans Ideologie, die die Gleichheit zwischen Männern und Frauen in den Mittelpunkt stellt, zu unterstützen und ihr Gehör zu verschaffen."

Zur Isolation von Öcalan auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali sagte Dereck: „Ich finde keine Worte, um diese Isolation zu beschreiben. Isolation ist eine völlig unmenschliche Behandlung. Es ist nicht hinnehmbar, dass einem Menschen die Kommunikation mit der Außenwelt, insbesondere mit seinem Rechtsbeistand und seiner Familie, völlig verwehrt wird. Während dies geschieht, muss man sich fragen: Warum gibt es einen Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte? Wie kann man angesichts all dessen schweigen? Es ist sehr wichtig für mich, heute gegen dieses Schweigen zu demonstrieren. Öcalan ist Vertreter einer Ideologie mit wichtigen Werten. Er sollte seine politischen Ideen frei äußern können wie alle anderen auch.“

Celia Castillo: Eine andere Welt ist möglich

Celia Castillo stammt ursprünglich aus Chile und lebt in Deutschland. Die Studentin sagt, dass eine andere Welt möglich ist und Abdullah Öcalan eine Alternative aufzeigt. Sie nimmt an der Demonstration teil, „weil es wichtig ist, zu sagen, was wir wollen und brauchen, und zu zeigen, dass wir eine Alternative haben, um diese Dinge zu realisieren. Wir haben eine Alternative zu den kapitalistischen, imperialistischen und patriarchalischen Systemen, in denen wir leben. Eine solche Alternative wird uns von Abdullah Öcalan angeboten".

Das sei auch der Grund, warum Öcalan seit 25 Jahren in Gefangenschaft gehalten werde, meint Celia: „Öcalan zeigt uns mit seinen Ideen einen wichtigen Weg, wie wir demokratisch leben und trotz aller Unterschiede eine demokratische Nation aufbauen können. Ich glaube, dass diese Ideen wegweisend für die Gesellschaften beim Aufbau einer neuen Welt sind. Öcalan zu inhaftieren bedeutet, seine Ideen zu inhaftieren. Deshalb müssen wir uns gemeinsam für Öcalans physische Freiheit einsetzen. Seine Freiheit ist unsere Freiheit."

Alexandra Sommer: Eine andere Perspektive als der eurozentristische Blickwinkel

Alexandra Sommer aus Frankfurt hat sich intensiv mit der kurdischen Freiheitsbewegung auseinandergesetzt und viele Schriften von Abdullah Öcalan gelesen. Die Aktivistin sagt, dass die Weltgemeinschaft Öcalans Ideen näher kennenlernen sollte und dass dafür gekämpft werden muss: „Die Paradigmen von Abdullah Öcalan bieten der Welt vielfältige Perspektiven. Öcalan erzählt beispielsweise die Geschichte des Nahen Ostens aus einer ganz anderen Perspektive als der eurozentristische Blickwinkel. Ich finde diese Perspektive von Öcalan sehr wichtig, auch für die Befreiung Europas und für die Befreiung der Frauen. Sein Paradigma hat Bedeutung für die gesamte Menschheit und besonders für junge Frauen. Öcalan ist seit 25 Jahren in Isolationshaft. Ich bin heute sehr glücklich, weil so viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt hier für seine Freiheit demonstrieren."