Ingrid Remmers ist verstorben

Die Linksabgeordnete Ingrid Remmers ist nach langer Krankheit verstorben. Ingrid Remmers stand jahrelang an der Seite des kurdischen Volkes und seines Freiheitskampfes für Demokratie und Selbstbestimmung.

Die LINKEN-Bundestagsabgeordnete Ingrid Remmers aus Gelsenkirchen ist nach langer Krankheit in der Nacht auf den 9. August verstorben. Sie wurde nur 56 Jahre alt und hinterlässt eine Tochter und zwei Enkel.

Ingrid stammte aus einer proletarischen Familie in Ibbenbüren. Zunächst absolvierte sie eine Ausbildung als Bürokauffrau und schloss später - als alleinerziehende Mutter - auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur und ein sozialwissenschaftliches Studium ab. Ab 2004 engagierte sie sich in der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit, deren Landesvorstand in NRW sie auch angehörte, und die sich dann mit der PDS zur Partei DIE LINKE vereinigte. Ingrid war von 2007 bis 2009 stellvertretende Landesvorsitzende der Linkspartei in NRW. 2009 wurde Ingrid erstmals in den Bundestag gewählt und war für die Linksfraktion als Obfrau im Petitionsausschuss tätig. Nach ihrem vorübergehenden Ausscheiden aus dem Bundestag war sie als Gewerkschaftssekretärin für ver.di aktiv. 2017 wurde sie erneut in den Bundestag gewählt. Als verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion setzte sie sich für eine soziale und ökologische Wende in der Verkehrspolitik ein.

„Ingrids Herz schlug immer für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren sind. Tief in der Arbeiterklasse verwurzelt, war ihr die enge Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Arbeitsloseninitiativen und Sozialverbänden wichtig. In der Partei und in der Fraktion war sie stets bereit, für ihre Inhalte zu streiten, aber auch immer fähig, tragfähige Kompromisse auszuhandeln. Sie wird uns an vielen Stellen fehlen", heißt es in einem Nachruf der NRW-Landesgruppe der Linken für Ingrid.

An der Seite des kurdischen Volkes

Ingrid Remmers stand an der Seite des kurdischen Volkes und seines Freiheitskampfes für Demokratie und Selbstbestimmung. So bekundete sie zusammen mit weiteren Politiker:innen der Linkspartei auf dem 18. Internationalen Kurdischen Kulturfestival in Köln ihre Solidarität und forderte die türkische Regierung auf, die Existenz der Kurden anzuerkennen. Zum Auftakt eines Mammutprozesses gegen 151 kurdische Politiker:innen, Menschenrechtler:innen und Journalist:innen in Amed (tr. Diyarbakir) erklärte Ingrid Remmers am 19. Oktober 2010: „Die jetzt eröffneten Verfahren konterkarieren eine mögliche demokratische Entwicklung. Wenn der türkische Staat eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage anstrebt, müssen die ca. 1700 zu Unrecht verhafteten politisch Aktiven sofort freigelassen und weitere Schritte unternommen werden."

Anlässlich der Parlamentswahlen in der Türkei am 12. Juni 2011 gehörte Ingrid Remmers zusammen mit weiteren Abgeordneten der Linken NRW, des Bundestages und des Europaparlaments einer Delegation zur Beobachtung der Parlamentswahlen in den kurdischen Landesteilen an. Durch eine Bekanntmachung vom 8. März 2011 hatte die Wahlkommission der Republik Türkei ein neues Gesetz verabschiedet, das den Einsatz von Polizei und Militär in Wahllokalen ermöglichte. „Eine demokratische, freie, gleiche und geheime Wahl wird so faktisch ausgeschlossen", protestierte Ingrid Remmers im Vorfeld der Wahl dagegen. „Aus politischer, menschenrechtlicher wie auch rechtlicher Sicht ist der Aufenthalt von bewaffneten Sicherheitskräften im Wahllokal inakzeptabel und ein Skandal."

Die Wahlbeobachterdelegationen konnten eine Vielzahl von Unregelmäßigkeiten, Manipulationen, Stimmenkauf, Einschüchterungen der Wähler:innen durch Militär, Polizei und Dorfschützer dokumentieren. „Offensichtlich sollte mit allen Mitteln die demokratische politische Entfaltung der kurdischen Bevölkerung verhindert werden. Das Vorgehen bei den Wahlen und die Ereignisse danach lassen eine Regierungspolitik erkennen, die offensichtlich auf eine erneute militärische und sicherheitspolitische Eskalation der Lage setzt und somit eine demokratische Lösung der kurdischen Frage nahezu verunmöglicht", beklagten die Wahlbeobachter:innen nach der Wahl.

Ingrid Remmers blieb dem kurdischen Freiheitskampf weiterhin verbunden. Obwohl ihre politischen Schwerpunkte im Bundestag bei der Sozial- und Verkehrspolitik lagen, zeichnete sie regelmäßig parlamentarische Anfragen zur Lage in der Türkei und Kurdistan sowie Aufrufe gegen die Verfolgung politisch aktiver Kurd:innen in Deutschland mit und unterstützte Initiativen gegen das PKK-Verbot.

Mit Ingrid Remmers ist eine geschätzte Freundin von uns gegangen“

Auch der kurdische Frauendachverband YJK-E und die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland (KON-MED) e.V. trauern um Ingrid Remmers: „Wir bekunden den Angehörigen unser Beileid und trauern mit ihnen. Sie stand immer auf der Seite der sozial Benachteiligten und auch an unserer Seite. Die Unterstützung des Kampfes der kurdischen Gesellschaft für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage und die Anerkennung der kurdischen Existenz war ihr immer eine Herzensangelegenheit. Wir erinnern uns an ihr Engagement in Kurdistan, wo sie zuletzt im Jahr 2011 Teil einer Wahlbeobachtungsdelegation war. Und auch hier in Deutschland stand sie für die Forderungen der kurdischen Community ein. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit sowie ihr Kampf gegen Ungerechtigkeit sind unvergesslich und so wird Ingrid Remmers auch uns Kurdinnen und Kurden immer in Erinnerung bleiben.“