Am Dienstagabend ist der 15-jährige Arkan Hussein Khalaf in Celle auf offener Straße erstochen worden. Die „Antifaschistische Koordination 36“ hat einen Informationsflyer zu dem Mord erstellt und regt dazu an, das Flugblatt in der Nachbarschaft zu verteilen.
Der Text des Flyers lautet:
Arkan von einem Rassisten erstochen!
Am Abend des 7. April wird der 15-jährige ezidische Kurde Arkan Hussein Khalaf im niedersächsischen Celle von einem 29-jährigen Deutschen ohne Vorwarnung angegriffen und mit einem Messer schwer verletzt. Arkan erliegt kurz darauf im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Wenig später wird es heißen, dass der 29-Jährige bei seiner Festnahme am Tatort verwirrt gewesen sei und es „keinerlei Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche oder politisch motivierte Tat“, gäbe.
Dem „Islamischen Staat“ entkommen - hier ermordet
Arkan und seine Familie überlebten 2014 den Völkermord des selbsternannten „Islamischen Staates“ (IS) in Şengal (Nordirak). Der IS überfiel am 3. August 2014 die Region, ermordete über 5000 Jungen und Männer, entführte mehr als 7000 Frauen und Kinder und versklavte zahlreiche der entführten Frauen und Mädchen. Bis heute werden tausende Menschen vermisst. Insgesamt wurden mehr als 400.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. So auch Arkan und seine Familie. Über die Türkei und Griechenland können sie nach Deutschland fliehen und finden 2015 Zuflucht in Celle. In der niedersächsischen Stadt leben weitere Eziden, die vor dem Völkermord fliehen konnten.
Das Land der Einzeltäter
Anderthalb Monate nachdem ein Rassist am 19. Februar in Hanau zehn Menschen ermordet hat, stirbt ein 15-jähriger Geflüchteter, als er mit seinem Fahrrad abends durch die Stadt fährt. Der 29-jährige Täter Daniel S. pflegte Online-Kontakte zu Neo-Nazis, verkehrt auf Reichsbürger-Seiten und beschäftigt sich mit rassistischen und antisemitischen Verschwörungstheorien. Dennoch steht für die Polizei, wie zu erwarten war, fest: Es gäbe in „keiner Hinsicht Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche oder politisch motivierte Tat“. Das Schema, nach dem die Taten und die Täter nach einem rassistischen Mord bewertet wird, bleibt das gleiche: verwirrt, physisch krank, kein politischer Hintergrund, Einzeltäter.
Das Problem heißt Rassismus und ist tödlich!
Weder Daniel S. noch der Attentäter von Hanau, Tobias R., handelten alleine. Sie handelten aus einem rassistischen gesellschaftlichen Klima heraus, in welchem Geflüchteten und Migrant*innen das Recht auf (ein unversehrtes) Leben abgesprochen wird. Ein Klima, welches von Parteien, allen voran der AfD, Medien wie der BILD-Zeitung und alltäglicher stumpfer Hetze geschürt wird und den Nährboden für die Taten von Hanau und Celle bildet. Aus Worten werden Taten.
Diesem Klima gilt es den Kampf anzusagen! Organisiert den antistaatlichen, antifaschistischen und antirassistischen Selbstschutz!