Die vier Kurden Ömer Bağdur, Cemal Kobanê, Şiyar Xelil und Mele Mustafa Tuzak haben sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik gegen die Isolation des PKK-Gründers Abdullah Öcalan angeschlossen. Vergangene Woche beschlossen sie, den Schauplatz ihrer Aktion von ihren Wohnorten Kassel, Nürnberg und Duisburg nach Berlin zu verlegen, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Die Aktivisten führten ihren Hungerstreik zunächst in einem Wohnwagen an der Straße zwischen dem Deutschen Bundestag und dem Kanzleramt durch. Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste der Streik vor zwei Tagen in das kurdische Gesellschaftszentrum im Wedding verlegt werden.
Von Anfang an stieß der Hungerstreik in den kurdischen, revolutionären und demokratischen Kreisen in Berlin auf Interesse. Es reisen auch Menschen aus ganz Deutschland zum Besuch der Protestierenden an. In den vergangenen Tagen kamen Menschen unter anderem aus Dortmund, Bochum, Essen, Mecklenburg, Dresden und Leipzig zur Unterstützung der Hungerstreikenden nach Berlin. Gegenüber ANF haben sich einige von ihnen zum Hungerstreik geäußert.
Eine der Besucherinnen ist die kurdische Journalistin Hevi Gabar. „Der Widerstand der Freunde hat viel Aufmerksamkeit erregt, wir fühlen uns ihnen gegenüber verantwortlich. Wir schließen uns ihren Forderungen vollständig an“, betont sie. „Wir sagen den für die Verschleppung Öcalans verantwortlichen Kräften und allen Konterrevolutionären ganz offen, wir werden Isolation und Folter des Vorsitzenden niemals akzeptieren. Wir haben eure Vernichtungspolitik gegenüber unserer Führung und unseren freiheitlichen Werten nie akzeptiert und werden das auch in Zukunft nicht tun. Unsere gemeinsame Forderung in fester Verbundenheit mit diesen Genossen ist die Aufhebung der Isolation, die Zerschlagung des Faschismus und die Anerkennung eines freiheitlichen Status für Kurdistan. Wenn wir unsere Beteiligung an den tausenden Aktionen weiter stärken, wird der Erfolg näher rücken.“
Ibrahim Özsular aus Mecklenburg erklärt: „Ich grüße alle Freundinnen und Freunde im Widerstand voller Respekt. Ich bin aus Mecklenburg nach Berlin gekommen. Ich appelliere an alle Menschen aus Kurdistan in Europa, es ist einfach nur unmenschlich, wenn wir zu Hause hocken und nichts tun, während die Menschen ihr Leben für ein unabhängiges Kurdistan opfern und jeden Tag, jeden Moment schwächer werden. Wir dürfen die Menschen in diesem Widerstand nicht allein lassen, wir müssen sie besuchen und immer an ihrer Seite stehen. Ich rufe alle auf, sich einzusetzen.“
Fırat Tuzak aus Bochum erklärt: „Wir grüßen die Aktion der Freunde und verneigen uns vor ihnen in größtem Respekt. Wir erklären, dass wir bis zum Ende an der Seite dieser Freunde stehen, die ihre Körper gegen die Isolation des Vorsitzenden Apo einsetzen. Ich rufe alle Kurden, die ihr Land lieben, dazu auf, noch stärker zu kämpfen, bevor weiterere unserer Freundinnen und Freunde sterben. Es ist höchste Zeit. Wir werden mit der Parole ‚Widerstand heißt Leben‘ weiterkämpfen.“
Der Hungerstreikende Cemal Kobanê empfing die Besucher*innen mit den Worten: „Wir haben uns sehr über euer Kommen gefreut. Wir wollen, dass unser Volk nicht an unserer äußersten Entschlossenheit und unserem Glauben an den Erfolg zweifelt. Eines müssen wir aber deutlich machen, wir beziehen unsere Kraft von unserem Volk und dem Vorsitzenden Apo. Wir fühlen uns hier in Berlin äußerst wohl. Wir sind herzlich aufgenommen worden und die Menschen zeigen großes Interesse. Wenn wir diese Energie in ergebnisorientierte Aktionen umwandeln, werden wir mit Sicherheit Erfolg haben.“
Der Hungerstreikende Şiyar Xelil erklärte, dass sie nach Berlin gekommen sind, um den Widerstand zu stärken: „Dieser Widerstand hat auch unser Inneres auf eine Art neu geformt und gestärkt. Wir übernehmen Verantwortung füreinander. Wir wissen sehr genau, dass unser Volk seit Beginn des Widerstands nirgends innehielt. Aber es ist auch offensichtlich, dass es nicht ausreicht. Wir haben entschieden hierherzukommen, um den Widerstand etwas effektiver zu machen und die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit stärker auf die Aktion zu ziehen. Es ist notwendig, dass unsere Bevölkerung in diesem Sinne ebenfalls stärkere Unterstützung leistet.“